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Ein »Himmelfahrtskommando«


Das Bielefelder »Lexikon« vom 16. September - Dürkoppwerke »Tor 6« - nimmt Martin Brückner zum Anlass, über eigene Erlebnisse als Luftwaffenhelfer im Zweiten Weltkrieg zu berichten.
Das Industriegebäude der Dürkoppwerke an der August-Bebel-Straße diente während des Krieges der Herstellung von Flugabwehr-Geschützen. Es handelt sich hier um 2-cm-Kanonen zur Abwehr von tieffliegenden Flugzeugen, die vor allem im Hauptwerk Künsebeck hergestellt beziehungsweise zusammengesetzt wurden aus von der Schweiz bezogenen Einzelteilen für Geschütze gleichen Typs, die die Firma Bührle-Oerlikon in Zürich produzierte.
Die sonst mehr westlich orientierte Schweiz belieferte uns mit diesem Kriegsmaterial, nachdem sie nach der Besetzung Frankreichs von Deutschland »umzingelt« war. So konnten sich die Eidgenossen nach dem Krieg mit diesem Waffenhandel herausreden, von Hitler und Mussolini erpresst worden zu sein.
Als Luftwaffenhelfer gehörte auch ich 1942 zur Besatzung eines solchen Flugabwehrgeschützes am Jahnplatz über dem Café Europa. Ich erinnert mich noch, dass bei auftretenden Schäden ein Meister der nahegelegenen Dürkopp-Werke im »Blaumann« schnell zur Stelle war, um das ihm gut bekannte Geschütz wieder einsatzbereit zu machen.
Ein Foto aus dieser Zeit zeigt die »Stammbesatzung« mit meinem Luftwaffenhelfer-Kameraden Werner Brinkmann. Im Hintergrund ist noch der Turm des Hauses der Technik mit der Lichtkuppel zu sehen, die bei einem Luftangriff zerstört, aber nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut wurde. Der Einsatz hoch über Bielefeld auch gegenüber auf dem Möbelhaus Mertens, auf dem Türmchen der Firma Fislake und auf dem Dach der Firma Droop und Rein in der Nähe der Bahn war ein »Himmelfahrtskommando«.
MARTIN BRÜCKNER33615 Bielefeld

Artikel vom 01.10.2005