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Falsche Fünfziger aus Polen

Paderborner mit Blüten gefasst - Verkäuferin gibt Kripo richtigen Hinweis

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Der Sohn eines Paderborner Polizeibeamten soll zusammen mit einem Komplizen Falschgeld in Umlauf gebracht haben. Die Staatsanwaltschaft Paderborn bestätigte gestern, dass sie Anklagen gegen die beiden Männer vorbereitet.

Bei dem mutmaßlichen Haupttäter handelt es sich um einen Polen (32), der seit 17 Jahren in Paderborn lebt und den Falschgeldhandel eingefädelt haben soll. Der Mann hat gestanden, während eines Aufenthaltes im polnischen Kattowitz in einer Diskothek für 25 Euro eine 50-Euro-Blüte gekauft zu haben. Das Falschgeld schien offenbar von so guter Qualität, dass sich der Pole und sein Freund, der 23 Jahre alte Polizistensohn, entschlossen, in den »Blütenhandel« einzusteigen.
Nach Ermittlungen der Kriminalpolizei sollen die beiden Männer jeweils 1000 Euro investiert und dafür insgesamt 4000 Euro Falschgeld aus Polen bezogen haben, ausschließlich als 50-Euro-Scheine. Mit diesen Blüten sollen die beiden dann in Bäckereien, Tankstellen, Lottoläden und Supermärkten in Lippstadt, Geseke, Soest und Paderborn auf Einkaufstour gegangen sein. Der Trick: Die Männer kauften meist nur eine Packung Kaugummi und reichten der Verkäuferin die 50-Euro-Blüte. Wenn sie merkten, dass eine Verkäuferin den Schein prüfen wollte, »fanden« die Täter plötzlich doch noch Kleingeld in ihrer Tasche, erbaten den Schein zurück und zahlten mit Münzen.
Nachdem die Blüten bei Banken aufgetaucht waren und die Polizei Einzelhändler gewarnt hatte, gab eine Verkäuferin im vergangenen Monat den entscheidenden Hinweis auf den Wagen der Tatverdächtigen, beide Männer kamen in Untersuchungshaft. Da der 23-Jährige noch in seinem Elternhaus wohnt, kamen die Kriminalbeamten nicht umhin, das Haus ihres ahnungslosen Kollegen zu durchsuchen. Hier wurde jedoch ebensowenig Falschgeld gefunden wie in der Wohnung des Polen. Offenbar waren bereits alle Blüten in echtes Geld umgetauscht worden.
Rechtsanwalt Dr. Olaf Schilasky, der den 23-Jährigen vertritt: »Mein Mandant ist nicht der typische Kriminelle - im Gegenteil. Er ist in die Sache hineingerutscht und würde sie am liebsten ungeschehen machen.« Deshalb sei der 23-Jährige inzwischen auch aus der U-Haft entlassen worden. Der 32-jährige Pole wartet dagegen weiter im Gefängnis auf seinen Prozess, wie sein Anwalt Dr. Sven Grotendiek gestern bestätigte. »Er war nach einem Drogendelikt nur auf Bewährung draußen, die jetzt wahrscheinlich widerrufen wird.«
Nach Angaben der Bundesbank sind im ersten Halbjahr in Deutschland 39 975 falsche Banknoten im Nennwert von 2,9 Millionen Euro aufgetaucht. 67 Prozent der Fälschungen betrafen 50-Euro-Scheine, gefolgt von 100-ern (14 Prozent), 200-ern (7,5 Prozent) und 20-ern (5 Prozent). Ein Sprecher des Bundeskriminalamtes sagte, dass neben den baltischen Staaten Polen eine zunehmende Rolle als Herkunftsland von Blüten spiele.
Ein Falschgeldexperte der Polizei erklärte gestern, der Preis, den die beiden Tatverdächtigen für die Blüten bezahlt hätten, spräche dagegen, dass es sich um Profis handele: »Kein erfahrener Täter zahlt 50 Prozent für Falschgeld.«

Artikel vom 28.09.2005