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Leben in der »ästhetischen Nische«

Galerie Jesse präsentiert Werke des ostdeutschen Künstlers Helmut Senf

Von Uta Jostwerner (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Sein Formvokabular ist so einfach wie geometrisch und baut auf der streng gegenstandslosen Stilrichtung des Konstruktivismus auf. Seit 17 Jahren präsentiert die Galerie Jesse immer wieder einmal Werke des ostdeutschen Künstlers Helmut Senf. Bis zum 15. Oktober besteht noch Gelegenheit, Malerei, Emaille-Arbeiten, Skulpturen sowie kunsthandwerklich gestaltete Gebrauchsgegenstände des Künstlers in Bielefeld zu sehen.

Helmut Senf, 1933 in Mühlhausen, Thüringen geboren, gehört zu den wenigen Künstlern, denen es gelang, in der damaligen DDR ohne ästhetische Korruption zu leben. Entgegen den Strömungen des sozialistischen Realismus weigert sich Senf, abzubilden. Vielmehr minimiert und reduziert er und sucht auf diesem Wege nach dem Konstrukt Kunstwerk.
Das Umfeld, das ihm die ästhetische Nische ermöglichte, war die Burg Giebichenstein, jenes Zentrum für angewandte Kunst, das sich gerade in der Zweckbindung der Kunst von den anderen Akademien in Leipzig, Dresden und Berlin unterschied.
Bevor Senf von 1978 bis 1990 einen Lehrauftrag an der Hochschule inne hatte, studierte er am dortigen Institut für künstlerische Werkgestaltung und absolvierte ein Gaststudium für industrielle Formgestaltung. Seine dortigen Lehrer, die Professoren Lili Schultz und Karl Müller, wussten mit dem Wissen von Bauhaus, der holländischen De Stijl-Bewegung und dem russischen Konstruktivismus umzugehen. Helmut Senf nahm den Geist dieser Alternativen früh auf.
Seine malerischen Kompositionen, die eine starke Ausstrahlungskraft besitzen, nehmen in der Tradition der Konkreten Kunst vergleichbare Elementarformen auf. Sie faszinieren durch Klarheit, Ruhe und innere Spannung. Der individuelle Malduktus wird dabei stets zugunsten der großen Geschlossenheit zurückgenommen.
Als Metallplastiker entwirft Senf geometrisch klare Raumgebilde, die rational und poetisch zugleich sind. Zahlreiche seiner Werke befinden sich im öffentlichen Raum sowie in Privatbesitz. Große Stahlarbeiten und Bilder schuf Helmut Senf unter anderem für die Bielefelder Firmen Schüco und Goldbeck.
Die Ausstellung in der Galerie Jesse, Siekerwall 14 a, Eingang von der Neustädter Straße, kann dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr besichtigt werden.

Artikel vom 29.09.2005