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Schalke hat das Fußball-Fieber

Champions League: Spiel des Jahres steigt heute gegen den AC Mailand

Gelsenkirchen (dpa). Nach dem 2:0 gegen Hannover 96 und der demonstrativen Rückendeckung für Trainer Ralf Rangnick ist die Vorfreude beim FC Schalke 04 auf das Spiel des Jahres ungetrübt. Spieler, Fans und Verantwortliche fiebern dem heutigen Fußballfest gegen den italienischen Renommierclub AC Mailand (20.45 Uhr/Sat.1 und Premiere) entgegen.

»Wir sind absoluter Außenseiter und können nur gewinnen«, sagte Rangnick vor dem Duell mit Kaka und Konsorten. Das erste Heimspiel in der Champions-League-Gruppe E soll für alle Königsblauen ein unvergessliches Erlebnis werden: »Wir haben monatelang auf so einen Knaller hingearbeitet. Das wird ein großartiges Spiel.«
An Motivation mangelt es gegen den sechsmaligen Europacupsieger der Landesmeister keinem Schalker Profi. »Jeder muss sehen, dass wir mehr wollen als der Gegner. Ärmel hochkrempeln, Arbeit aufnehmen«, verlangte Fabian Ernst. Zudem brachte der Bundesligasieg gegen Hannover nach der von der Boulevardpresse angezettelten Diskussion um das angeblich gestörte Verhältnis zwischen Spielern und Coach rechtzeitig das nötige Selbstvertrauen zurück.
Rangnick betonte, dass seine Elf nach dem 0:1 in Eindhoven gegen das Startensemble aus Mailand möglichst mehr als nur gut aussehen sollte. »Wir sind in der Situation, dass wir fast schon punkten müssen, um weiterzukommen. Wenn die Begeisterung und die Atmosphäre dazu kommen, sind noch 15 bis 20 Prozent mehr drin.«
Für die in der Bundesliga noch ungeschlagene Elf und den 47 Jahre alten Fußballlehrer, der am Spieltag exakt seit einem Jahr Trainer auf Schalke ist und den Revierclub ins Pokalfinale sowie zur Vizemeisterschaft führte, ist das Duell mit dem Vierten der italienischen Liga eine Reifeprüfung. Denn es wird sich herausstellen, ob Schalke - wie angestrebt - schon mit den ganz großen Vereinen Europas mithalten kann.
Nicht nur für Manager Rudi Assauer ist der von Carlo Ancelotti trainierte Berlusconi-Club das »Maß aller Dinge«. Die brasilianischen Stars wie Torhüter Dida, Abwehrspieler Cafu und Mittelfelddirigent Kaka sowie Rekordspieler Paulo Maldini (571 Einsätze in der Serie A) oder der ukrainische Weltklassestürmer Andrej Schewtschenko bürgen für außerordentliche Qualität. Daran ändern auch Defensivprobleme der in die Jahre gekommenen Abwehr nichts. Cafu (35), Jaap Stamm (33), Alessandro Nesta (29) und Maldini (37) bringen es zusammen auf 134 Lenze, verfügen jedoch auch über die Erfahrung aus fast 400 Länderspielen. »Hinten müssen wir unser Gleichgewicht finden«, mahnt Ancelotti, der nach bescheidenem Saisonstart unter Druck steht.
Gleichwohl schwärmt Assauer, als würde er am liebsten selbst noch mal die Stiefel schnüren: »Gegen solch einen Gegner antreten zu dürfen, macht einfach Spaß. Das ist für jeden Spieler ein Highlight und für uns das leichteste Spiel. Wenn wir einigermaßen mithalten können, dann haben wir einen wichtigen Schritt getan«, sagte der 61-Jährige, der die Partie aber keineswegs als verloren ansieht: »Milan ist eine harte Nuss. Aber mit dem Elan vom Hannover-Spiel haben wir eine Chance. Form schlägt Klasse.«
Zudem hat sich die Personallage entspannt. Ebbe Sand gehört nach seiner Rippenprellung ebenso wieder zum Kader wie der in der Bundesliga gesperrte Zlatan Bajramovic. Auch die Zweifel am Einsatz von Kevin Kuranyi sind beseitigt. Der 23 Jahre alte Stürmer wurde gestern in Stuttgart erstmals Vater und stand seiner Freundin Viktorija bei, als sie Karlo zur Welt brachte. Für die Geburt seines Sohnes hätte er sogar das Spiel des Jahres sausen lassen. Eher unwahrscheinlich ist das Mitwirken von Gustavo Varela (Oberschenkelprobleme).

Artikel vom 28.09.2005