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Projekttag mit Alaska-Lachs und Sushi

130 Studierende des Rudolf-Rempel-Berufskollegs stellten ihre Untersuchungsergebnisse vor

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Führungsaufgaben im mittleren Management streben sie an. Deshalb nutzen sie das dreijährige Weiterbildungsangebot zum/zur »Staatlich geprüften Betriebswirt/in« am Brackweder Rudolf-Rempel-Berufskolleg. 601 bereits berufstätige Männer und Frauen erwerben dort aktuell diese Qualifikation.

130 von ihnen stellten die Ergebnisse der obligatorischen Projektphase im zweiten Ausbildungsjahr jetzt während des »Econ-Tages« vor. Einen Tag lang glich das sonst sehr neutrale, backsteinrote Kolleg einer bunten Kreativwerkstatt.
Die meist vierköpfigen Projektgruppen arbeiteten in den Schwerpunktbereichen Absatzwirtschaft/Marketing, Rechnungswesen, Personalwirtschaft oder Management im Gesundheitswesen. Ihr Ziel war die konkrete Umsetzung eines Arbeitsauftrages aus der heimischen Wirtschaft. Und hier besteht der entscheidende Unterschied zu »normalen Betriebspraktika« oder 08/15-Projekten, wie sie sonst oft lieblos an Schüler oder Studenten vergeben werden, damit die ihre Unterlagen komplettieren können: Von diesen Arbeitsaufträgen sollte die betreffende Firma tatsächlich profitieren. Dass das funktionieren kann, bestätigten Geschäftsführer mehrerer Unternehmen während des Econ-Tages.
Am Anfang lag der Fisch: ein Alaska-Lachs, dann noch einer, noch einer und viele, viele mehr. Sie waren auf die Bodenfliesen des Kollegs geklebt und zeigten unübersehbar den schnellsten Weg zum Projektraum 310. Hier hatten Stefanie Venjakob (24, Groß- und Außenhandelskauffrau), Marion Ewers (27, Versicherungskauffrau), Melanie Walke (25, Industriekauffrau) und Detlef Hans Serowy (45, Redakteur) die Ergebnisse ihrer mehr als 300-stündigen Recherche für interessierte Besucher ausgebreitet. Dazu gab es Lachshäppchen aus der Tiefkühltruhe und Wein oder Wasser je nach Geschmack.
Ihr Auftraggeber war die Bielefelder Firma »Frost und Frisch Convenience«, Hersteller hochwertiger Gefrierprodukte, vornehmlich aus Fisch. Für Geschäftsführer Rolf Dopheide sollte die vier eine Kundenzufriedenheitsanalye erstellen: »Wir sind erfolgreich als Nischenanbieter für Premiumprodukte, und wir glauben auch zu wissen, woran das liegt«, erklärt Dopheide. »Aber wir wollten endlich mal Klarheit haben. Und da hat uns die Projektgruppe sehr geholfen. Ohne sie wären wir niemals an diese entscheidenden Informationen gekommen.«
Diese Informationen beschafften sich die vier Studierenden direkt an der Quelle, bei den Entscheidern. »Das sind die Leute, die bestimmen, was bei Metro, Aldi oder Tengelmann in der Tiefkühltruhe liegt«, berichtet Detlef Hans Serowy. »Schwierige Leute, die nicht gerne reden. Aber mit uns haben sie sich beschäftigt.«
Leckere Fischhäppchen gab es auch in Projektraum 356, allerdings waren die noch roh und lagen auf Reis: Die fünf Industriekaufleute Marija Jularic (23), Tobias Junker (29), Izabela Gavrilovic (23), Volker Brei (26) und Marzena Kriger (24) hatten sich vorgenommen, die Bielefelder Sushi-Bar Rodin in gastronomisch schwierigen Zeiten ein bisschen anzuschieben. Sie machten Analysen, Umfragen und Event-Gestaltung. Und noch bevor die Auswertung komplett abgeschlossen war, konnte Rodin-Geschäftsführerin Cornelia Delius freudig vermelden: »Das Ziel ist erreicht. Der Laden ist jeden Abend voll.«
Zu Beginn des Econ-Tages hatten sich stellvertretende Schulleiterin Christiane Wauschkuhn und Gastredner Reinhard Eikel, Vorstandschef der Volksbank Brackwede, bei Projektgruppen und teilnehmenden Betrieben für das große Engagement bedankt. Den Studierenden sagte Eikel: »Ich freue mich darauf, viele von Ihnen in der mittleren oder oberen Führungsetage wieder zu sehen.«

Artikel vom 27.09.2005