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Schafft Sport Frieden?

Steinbach lobt Premiere des Olympischen Forums

Frankfurt/Main (dpa). Schafft Olympia Frieden? Dieser Frage stellte sich bei der Premiere des »International Olympic Forum« in der Paulskirche ein prominent besetztes Podium.

Eine abschließende Antwort blieben Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der Schweizer Publizist und Theologe Hans Küng, Doppel-Olympiasiegerin Heike Drechsler und der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Klaus-Peter Müller, in einer einstündigen Diskussion jedoch schuldig.
In seiner Begrüßungsrede hatte Klaus Steinbach, Präsident des veranstaltenden Nationalen Olympischen Komitees (NOK), die Gäste zu einer lebhaften Diskussion ermuntert. »Frankfurt und die Paulskirche stehen für einen kritischen Diskurs«, sagte Steinbach. Zu einem Streitgespräch kam es allerdings nicht, weil sich die Teilnehmer in vielen Punkten weitgehend einig waren und zu oft vom Thema abkamen. An Küng war es oftmals, zu diesem zurück zu kehren, was Moderator Michael Steinbrecher nur selten gelang.
Dennoch zog Steinbach ein positives Fazit. »Ich bin zufrieden. Das Thema ist so anspruchsvoll, dass man nur bestimmte Facetten beleuchten kann. Es ist bei einer solchen Mischung von Gästen auch nicht einfach, die Qualität zu halten«, sagte der NOK-Chef. Für die zweite Auflage der Veranstaltung sieht er die Messlatte durchaus hoch gelegt. »Das wird eine Herausforderung für uns.«
Das NOK will das Forum dauerhaft in Frankfurt etablieren, um sich »mit der Olympischen Idee kritisch und konstruktiv auseinander zu setzen. Wir wollen das Spannungsfeld abklopfen zwischen Anspruch und Erscheinungsbild«, erklärt Steinbach.
Einig waren sich die Teilnehmer darin, dass der Sport in der Gesellschaft zwar eine Vorbildrolle spiele, in bestimmten Fragen aber an seine Grenzen stoße. »Man kann vom Sport nicht mehr verlangen als von der Gesellschaft. Der Sport kann aber zeigen, dass es besser geht ohne Gewalt«, sagte Küng, der wenige Tage zuvor mit Papst Benedikt XVI. zusammen getroffen war. Der Theologe stellte die Ethik in den Vordergrund, die für alle Bereiche des Lebens die Basis sei. »Das Ethos ist die Dimension der Menschheit, die man reflektieren muss.«
Rogge wies darauf hin, dass vom Sport nicht erwartet werden könne, Dinge zu schaffen, die in 4000 Jahren Zivilisation nicht umgesetzt werden konnten. Allerdings hätten gerade Olympische Spiele in der Vergangenheit immer wieder Signale für ein friedliches Miteinander gesetzt. »Der Sport kann einen besseren Menschen und damit eine bessere Welt schaffen«, sagte der IOC-Präsident. Er warnte zugleich: »Wenn der Sport sich um seinen Preis kümmert, verliert er seine Werte.«
Kritik an der zunehmenden Kommerzialisierung übte auch Klaus-Peter Müller. »Die Exzesse stören mich maßlos. Bezüge im zweistelligen Millionenbereich halte ich für unangebracht, sowohl im Sport als auch in der Wirtschaft. Wir dürfen die Kommerzialisierung nicht in Dimensionen wachsen lassen, die nicht tolerierbar sind«, sagte der Vorstandssprecher der Commerzbank.

Artikel vom 29.09.2005