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Nicht abwarten,
sondern handeln

Alzheimer-Demenz kann jeden treffen - geistige Fitness schützt

Unzählige Fragen rund um das Thema Alzheimer-Demenz hatten die Leserinnen und Leser dieser Zeitung bei der jüngsten Telefonaktion. Sieben Experten aus der Region standen Rede und Antwort zu Entstehung, Behandlung und Pflege der Betroffenen. Die häufigsten Fragen und Informationen haben wir hier zusammengefasst.

Ist Alzheimer erblich?
Alzheimer wird nur in ganz seltenen Fällen vererbt, die Krankheit tritt dann meist schon in relativ jungen Jahren auf. Wenn ein Familienmitglied erkrankt ist, besteht also noch kein erhöhtes Risiko. Manche Menschen besitzen zwar eine gewisse genetische Veranlagung, die in Tests geprüft werden kann, doch heißt das noch nicht, dass die Krankheit dann auch tatsächlich ausbrechen wird.

Wie äußert sich Alzheimer anfangs?
Typisch sind zunächst Störungen des Kurzzeitgedächtnisses. Aktuelle Informationen werden nicht mehr vom Gehirn verarbeitet, Worte fallen den Betroffenen nicht mehr ein oder werden verwechselt, das Orientierungsvermögen schwindet. Die Menschen ziehen sich mehr und mehr zurück, sind depressiv. Auch ihr Verhalten und ihre Persönlichkeit können sich auffällig verändern.
Welche Untersuchungen führt der Arzt durch?
Der erste Ansprechpartner beim Verdacht auf eine Demenzerkrankung ist der Hausarzt. Er kann schon mit einfachen Tests feststellen, ob der Verdacht begründet ist. Dazu wird das Kurzzeitgedächtnis und die Orientierungsfähigkeit mit einigen Fragen und Aufgaben überprüft. Ein Beispiel dafür ist der Uhrentest. Dabei muss der Patient auf einem weißen Blatt Papier das Zifferblatt einer Uhr zeichnen und die Zeiger auf eine bestimmte Uhrzeit einstellen. Bestätigt sich der Demenzverdacht ist in der Regel eine Überweisung an einen Facharzt, also einen Neurologen oder Psychiater, sinnvoll. Dieser versucht mit weiteren Untersuchungsverfahren, die exakten Ursachen für die Störung zu finden.
Kann man Alzheimer heilen?
Heilen kann man Alzheimer leider noch nicht. Da man aber intensiv nach den Ursachen von Alzheimer forscht, weiß man heute, dass dabei bestimmte Botenstoffe im Gehirn eine wichtige Rolle spielen. Und hier kann medikamentös eingegriffen werdem. So lässt sich der geistige Verfall inzwischen mit modernen Antidementiva, so genannten Acetylcholinesterasehemmern, behandeln. Gedächtnis, Orientierungs- und Sprachvermögen können damit über einen längeren Zeitraum erhalten werden. Ein Beispiel dafür ist der Wirkstoff Galantamin. Der wurde ursprünglich in Schneeglöckchen gefunden und kann die geistige Leistungsfähigkeit bis zu vier Jahre stabilisieren. Für die Verhaltensstörungen bei Demenz gibt es neue Atypika, wie zum Beispiel den Wirkstoff Risperidon. Unruhe, Aggression oder Feindseligkeit kann man damit in den Griff bekommen. Die Patienten werden ausgeglichener und schlafen nachts besser durch. Das trägt dazu bei, dass die Lebensqualität des Kranken und seiner Angehörigen verbessert werden kann. Je früher man mit einer Behandlung beginnt, umso erfolgreicher wird sie sein. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen.
Wie kann ich Alzheimer vorbeugen?
Wirklich vorbeugen kann man Alzheimer nicht. Eine gesunde Lebensweise ist aber sicher nützlich. Die Statistik zeigt: Wer geistig und körperlich aktiv ist und das so lange wie möglich bleibt, der erkrankt seltener an Demenz. Regelmäßiges Tanzen ist übrigens wegen der Bewegungsabläufe und der Koordination eine gute Empfehlung.
Die Alzheimer-Erkrankung meines Vaters wird immer schlimmer. Die Pflege wächst mir über den Kopf. Muss ich ihn in ein Heim geben?
Das ist keine leichte Entscheidung. Wenn die Belastung zu Hause aber zu groß wird, und Sie selbst das Gefühl haben, es nicht mehr zu schaffen, dann ist der Zeitpunkt gekommen, eine Heimunterbringung in Erwägung zu ziehen. Es besteht sonst die Gefahr, dass Sie selbst noch krank werden. Schauen Sie sich aber rechtzeitig nach einem guten Pflegeheim um, die Wartelisten sind dort meist sehr lang.
Welche Hilfen gibt es für pflegende Angehörige?
Neben der ambulanten Hilfe, die ins Haus kommt und bestimmte pflegerische Aufgaben übernimmt, gibt es auch spezielle Tagespflegeeinrichtungen. Dort werden die Erkrankten betreut und beschäftigt, und der Angehörige erfährt zumindest tagsüber eine Entlastung. Um Geld zu bekommen, muss man einen Antrag auf Einstufung in eine Pflegstufe
stellen. Oft klappt das nicht immer reibungslos. Ein Tipp: Legen Sie immer Widerspruch ein, wenn Sie mit einer Entscheidung nicht einverstanden sind.

Artikel vom 07.10.2005