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Streit E.ON Ruhrgas und Bundeskartellamt

Wettbewerb statt Vertrauen


E.ON Ruhrgas stellt sich quer. Deutschlands größter Energiekonzern fordert »Vertrauensschutz«. Bestehende lange Lieferverträge mit den Stadtwerken dürften nicht angetastet werden. Merken die Konzernverantwortlichen nicht, dass sie dabei sind, selbst jedes Vertrauen bei der Politik, in der Wirtschaft und bei ihren Kunden zu verlieren?
Keiner stemmt sich so stark wie die Energie- und vor allem die Gasbranche gegen einen freien Wettbewerb. Nach außen dient die Versorgungssicherheit als wichtigstes Argument. In der Tat erfordern etwa die Erschließung eines Erdgasfeldes oder der Bau einer Pipeline Ausgaben, für die sich jeder Investor gerne eine garantierte Abnahmemenge wünscht. Allein das Ausmaß, in dem die Gewinne in jüngster Zeit auf Kosten der Abnehmer sprudelten, zeigt, worum es wirklich geht.
Die Verbraucher, ob industriell oder privat, dürfen vom Bundeskartellamt erwarten, dass es in dieser Situation nicht klein bei gibt. Energieversorgung ist Infrastruktur. Die Kosten belasten den Standort. Fehlender Wettbewerb geht letztlich zu Lasten der Arbeitsplätze.
Energiekosten sind ein Wettbewerbsfaktor. Man könnte sie staatlich kontrollieren. Das wäre jedoch die schlechtere Lösung im Vergleich zu echtem Wettbewerb. Er funktioniert nur, wenn die Stadtwerke und Regionalversorger als Abnehmer wirklich frei entscheiden, bei wem und zu welchen Bedingungen sie Gas einkaufen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 27.09.2005