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Bundesligisten unter Zugzwang

Im UEFA-Cup geht es auch um die Plätze für die Champions League

Düsseldorf (dpa). Die Saison ist noch jung, das Problem jedoch altbekannt. Dem deutschen Fußball droht die dritte blamable Europacup-Saison in Serie. Nicht nur Werder Bremen steht nach dem Fehlstart in der Champions League bereits unter Zugzwang.
Bei mindestens zwei der fünf im UEFA-Cup gestarteten Bundesligisten geht die Angst vor dem Knockout schon in der ersten Runde um. Besonders groß ist die Skepsis in Leverkusen: Im Rückspiel heute bei ZSKA Sofia (16.15 Uhr /DSF) soll die 0:1-Heimschlappe wettgemacht werden: »Wir wollen das Wunder schaffen«, sagte Coach Rudi Völler.
Es passt ins Bild vom Abwärtstrend des deutschen Fußballs, dass für den einstmals stolzen Champions-League-Finalisten (2002) ein »Wunder« herhalten muss, um die Hauptrunde im UEFA-Cup zu erreichen. Ein Blick auf die Bilanz in den vergangenen zwei Jahren verheißt nichts Gutes: Findet das UEFA-Cup-Achtelfinale erneut ohne DFB-Vertreter statt, könnte ein weiterer Startplatz in der lukrativen Champions League verloren gehen. Die Auftritte von Leverkusen, Hamburg, Mainz, Stuttgart und Berlin sind deshalb von besonderer Bedeutung.
Nicht auszuschließen, dass aus diesem Quintett schon vor Beginn der Hauptrunde mit garantierten vier Partien ein Duo wird. Neben Leverkusen müssen auch Hamburg und Mainz um ein Weiterkommen bangen. Doch anders als die Bayer-Spieler strotzen die HSV-Profis vor Selbstvertrauen. Der Erfolg über den FC Bayern hat für den nötigen Rückwind gesorgt, um beim FC Kopenhagen (21 Uhr/DSF) bestehen zu können. »Ich bin mir sicher, dass wir Weiterkommen«, tönte Sergej Barbarez unbeeindruckt vom enttäuschenden 1:1 im Hinspiel. Nicht nur das 2:0 über den deutschen Rekordmeister stimmt den Angreifer zuversichtlich: Schließlich hat sein Team seit 17 Pflichtspielen nicht mehr verloren.
Von einer solch imposanten Serie können die Leverkusener derzeit nur träumen. Selbst die Erfolgsgeschichte von Rudi Völler als Interimscoach ging am Samstag beim 1:2 in Bremen zu Ende. Nach den Schlagzeilen über die Entlassung von Trainer Klaus Augenthaler und die Absage des als Nachfolger auserkorenen Matthias Sammer käme ein Erfolgserlebnis gerade recht - vor allem unter finanziellen Gesichtspunkten. »Für uns hat die Partie in Sofia eine extrem hohe Bedeutung«, sagte Manager Michael Reschke.
Ausgerechnet der nur über die UEFA-Fairness-Wertung in den Wettbewerb gerutschte FSV Mainz sorgte im Hinspiel als einziger deutscher Club für positive Schlagzeilen. Mit dem 0:0 beim FC Sevilla hat sich der Bundesliga-16. für das zweite Duell (20.30 Uhr/DSF) zwar eine gute Ausgangsposition erarbeitet, gilt aber dennoch als Außenseiter. Dennoch träumt Trainer Jürgen Klopp von der Fortsetzung des Fußball-Märchens: »Das wäre ein Meilenstein, von dem man in 40 Jahren noch reden würde. Wir haben nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen.«
Weniger Sorgen um den Einzug in die Hauptrunde müssen sich der VfB Stuttgart und Hertha BSC machen. Die Schwaben reisten mit dem 2:0-Polster aus dem Hinspiel zum slowenischen Tabellenführer NK Domzale (14.15 Uhr/DSF). Gleichwohl warnte Trainer Giovanni Trapattoni: »Diese Begegnung wird alles andere als einfach. Unsere Spieler dürfen sich nicht schonen.« Ähnlich sieht es sein Berliner Kollege Falko Götz. Obwohl nach dem 1:0 in Nikosia kaum jemand an einem Happy End (18.30 Uhr/DSF) zweifelt und nur 43 Stunden später das Bundesliga-Spitzenspiel gegen Bremen ansteht, will der Hertha-Coach bis auf ein, zwei Ausnahmen seine beste Elf aufbieten: »Es gibt keine Schonung. Wir wollen eine schnelle Entscheidung.«

Artikel vom 29.09.2005