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René Müllers Ziel heißt Offenbach

Nach Beckenprellung: Paderborns Kapitän hofft auf schnelles Comeback

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Hochmut kommt vor dem Fall. »Wenn ein Ersatz-Torwart spielen kann, dann gegen Paderborn«, kommentierte ein Dresdner Journalist in der Halbzeit die Nominierung von Darko Horvat für den leicht angeschlagenen Stammkeeper Ignjac Kresic.

Nach dem 0:2 dürften die Dynamos beim nächsten Mal vorsichtiger sein, die Punkte vom Sonntag sind an den SCP vergeben. Richtig genießen konnte der Zweitliga-Aufsteiger den zweiten Auswärtsdreier und vierten Saisonsieg erst am Tag danach. Unmittelbar nach dem Abpfiff war die Ungewissheit über die Schwere der Verletzung von René Müller noch zu groß.
»Weiß jemand, wie es ihm geht?«, erkundigte sich Stephan Maaß gleich im Kabinengang nach dem Zustand des Kapitäns und erinnerte sich an die Szene aus der zehnten Minute. Nach einem Zusammenprall mit Karsten Oswald (»Er hat mich brutal unterlaufen, sich aber anschließend entschuldigt«) ließ sich Müller behandeln, kam wieder und sackte beim ersten Sprint zusammen: »Ich bin intuitiv dem Ball hinterhergelaufen und habe einen stechenden Schmerz im ganzen Körper gespürt, wie ich ihn noch nie erlebt habe.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht wurde Müller vom Platz getragen. Ein Anblick, der das Spiel auch aufgrund seiner Krankenvorgeschichte (Bandscheiben-OP im Vorjahr) im ersten Augenblick nebensächlich erschienen ließ. »Ich habe erst nur an Renés Gesundheit gedacht, danach haben wir uns noch mehr den Hintern aufgerissen«, sagte Maaß - mit Erfolg und ganz zur Freude Müllers. Der war nach dem Sieg und der Diagnose Beckenprellung doppelt froh: »Wenn man so ohne Kontrolle hinfällt, kann das auch viel schlimmer ausgehen. Ich hatte Glück, denn ich hätte anstatt auf die Seite auch auf den Hinterkopf fallen können. Und wie die Jungs das Ding ohne mich gewonnen haben, ist sensationell.«
Während der Untersuchung im Krankenhaus war Müller in ständigem Kontakt mit seiner Verlobten Nicole, die das Spiel im Internet und bei Premiere verfolgte und ihm die frohe Botschaft übermittelte. »Ich habe mich riesig gefreut, vor allem über die Tore der eingewechselten Daniel Brinkmann und Hüzeyfe Dogan. Wäre ich nicht verletzt gewesen, hätte Daniel nicht das 1:0 gemacht«, fand er seinen Humor schnell wieder. Donnerstag will der Stürmer ins Training einsteigen und, »wenn es irgendwie geht«, Sonntag gegen Offenbach spielen.
»Diese Nachricht ist genau so schön wie der Sieg. René ist sowohl sportlich als auch menschlich unheimlich wichtig für die Mannschaft. Wenn er länger ausfallen würde, wäre das ein Schock und in Anbetracht unserer dünnen Stürmerdecke kaum zu kompensieren«, sagt Trainer Jos Luhukay, der im Aufsteiger-Duell zudem wieder auf den zuletzt gesperrten Roel Brouwers sowie Mehmet Dragusha (Armbruch) zurückgreifen kann.
Die Alternativen werden größer, schon nach Dresden stellte Luhukay fest: »Die Einwechselspieler haben Qualität hinzugefügt, die wir vorher nicht hatten.«

Artikel vom 27.09.2005