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Ein Drama in 18 Stunden

Dann setzt Haas den glücklichen Tennis-Schlusspunkt

Liberec (dpa). Als sich Thomas Haas den mitgereisten deutschen Tennis-Fans freudestrahlend mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne präsentierte, war der zweijährige Daviscup-Alptraum endlich zu Ende.
Mit einer unglaublichen Energieleistung hatte Haas die DTB-Auswahl in Tschechien zurück in die Erstklassigkeit geführt und für den glücklichen Abschluss eines Dramas in fünf Akten mit mehr als 18 Stunden Tennis gesorgt.
»Es ist ein einziger Glücksmoment. Wie Tommy das gedreht hat, ist Wahnsinn«, sagte Teamchef Patrik Kühnen, nachdem Haas mit 6:7 (3:7), 7:5, 6:2, 6:0 gegen Ersatzmann Tomas Zib in der Tipsport-Arena von Liberec den 3:2-Sieg gegen die Gastgeber perfekt gemacht hatte. »Es stand 6:7, 1:4, dann 2:4 und 0:30. Das habe ich auswendig gelernt«, zählte Kühnen auf. Auf der Bank waren ihm die Gedanken an eine erneute Relegations-Pleite durch den Kopf gegangen, wie er sie schon 2003 gegen Weißrussland oder im Vorjahr in der Slowakei erlebt hatte.
Doch Haas fand im dritten schweren Match binnen drei Tagen unergründliche Kraftquellen für seinen 15. Einzel-Sieg im Daviscup bei vier Niederlagen. »Zib war verdammt zäh. Hätten mir der Coach und das Team nicht die richtigen Tipps gegeben, hätte ich es vielleicht nicht geschafft. Ich hatte nur dieses Ziel, auf den Matchball hinzuarbeiten. Das hat mir neue Energie gegeben«, sagte Haas nach insgesamt 10:26 Stunden auf dem schweren Sandplatz.
Er ließ sich nicht irritieren. Auch nicht von der vorherigen, knappen Niederlage von Nicolas Kiefer gegen den überragenden Tomas Berdych, die beim Niedersachsen die Tränen in der Kabine fließen ließ. Haas hatte sich während der Partie im Hotel hinlegen wollen, konnte dann aber nicht anders, als mitzufiebern.
Das Happyend in Liberec, das bis in die Nacht begossen wurde, war aber ein Erfolg des Teams, das Kühnen aus Einzelgängern geschaffen hat. »Die Jungs haben kapiert, was abgeht, wenn man gemeinsam kämpft. So gesehen ist das hier eigentlich besser als ein 3:0 nach dem Samstag«, erklärte der frühere Daviscup-Gewinner, der nun für 2006 auf ein gutes Los Donnerstag in Paris hofft.

Artikel vom 27.09.2005