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Liebling, es liegt nicht an Dir!

Eine aktuelle Studie zeigt: »Vitalsexuals« sprechen über ihre Potenzprobleme

Es gibt Dinge, über die man einfach nicht spricht, erst recht nicht, wenn man Probleme mit ihnen hat. Eins dieser Tabuthemen sind Potenzprobleme. Eine neue Studie zeigt jetzt, welche Männer ihre Scheu überwinden und bei Erektionsstörungen Hilfe suchen.

Einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstitut Ipsos (»MenĂ•s attitude towards love life«) zufolge, an der mehr als 5000 Männer über 18 Jahre aus Deutschland, England, Spanien, Italien und Frankreich teilnahmen, leidet jeder dritte Europäer zumindest gelegentlich an erektiler Dysfunktion (ED). Schon 20 Prozent der 40- bis 45-Jährigen hatten zumindest schon einmal ein sexuelles Problem, ab 50 Jahren schon jeder Dritte und bei den über 60-Jährigen leidet knapp die Hälfte der männlichen Bevölkerung an einer ED.
Aus Verlegenheit wurde das »männliche Versagen« bislang größtenteils verschwiegen. Aber: Immer mehr Männer wenden sich vertrauensvoll an einen Arzt, wenn sie Probleme mit der Potenz haben. Das jahrzehntelange, eiserne Schweigen wurde erst vor wenigen Jahren durch das Aufkommen von Potenzpillen aufgebrochen. Die neue Generation von Männern, die mit Sexualität und allen damit verbundenen Problemen wesentlich offener umgeht als die Generationen davor, wird als »vitalsexuell« definiert - aktive Männer, die Hilfe suchen, wenn sie sexuelle Probleme haben.
Weltweit sind Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge 152 Millionen Männer von Erektionsproblemen betroffen. Doch mittlerweile können Erektionsstörungen gut behandelt werden.
Unter einer erektilen Dysfunktion - mitunter auch als Impotenz bekannt - versteht man die dauerhafte Unfähigkeit, eine ausreichende Erektion für den Geschlechtsverkehr zu bekommen oder diese aufrechtzuerhalten. Die Probleme mit der Potenz können in jedem Alter auftreten und in Folge belastende Auswirkungen auf das gesamte Wohlbefinden des Mannes haben. Selbstwertgefühl und seelisches Gleichgewicht werden ebenso beeinträchtigt wie Partnerschaft und Familie. Häufig sind auch Depressionen die Folge, die dann mitunter einen Teufelskreis auslösen.
Obwohl Stress immer noch als Lustkiller Nummer eins angegeben wird, so weiß man heute, dass in der überwiegenden Mehrzahl organische Gründe zu Erektionsstörungen führen können. 70 bis 80 Prozent der Potenzschwierigkeiten sind auf körperliche Ursachen zurückzuführen, trotzdem spielt die Seele hier eine große Rolle. Psychische Faktoren können leichte körperliche Defekte soweit verstärken, dass im Bett nichts mehr geht.
Die ED ist häufig auch Vorbote anderer, schwerwiegender Erkrankungen und sollte daher immer untersucht werden. Um die Potenzprobleme erfolgreich in den Griff zu bekommen, ist es notwendig, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten zu kennen und offen mit dem Arzt und auch der Partnerin über Sexualität und ED zu sprechen.
In vielen Fällen können Potenzmittel die Beschwerden lindern. Erstes Mittel der Wahl sind Tabletten mit Wirkstoffen, welche die Erektionsfähigkeit auf chemischem Wege verstärken. Dazu gehören so genannte PDE-5-Hemmer. Diese Präparate entfalten ihre Wirkung gezielt in den Blutgefäßen des Penis. Dies ist der Grund für eine hohe Wirksamkeit bei durchschnittlich 60 bis 80 Prozent aller Erektionsstörungen und einer gleichzeitig geringen Nebenwirkungsrate.
Die meisten Potenzmittel sind verschreibungspflichtig. Man sollte sie sich nie »am Arzt vorbei« - insbesondere nicht wahllos im Internet - verschaffen, um ernsthafte Schädigungen auszuschließen.
Was man selber tun kann? Rauchen, Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und starkes Übergewicht sind Gift für die sensiblen Funktionen, die die Erektion steuern. Das Rezept gegen Männerschwäche ist daher einfach. Es heißt: Gesünder leben mit Sport, Bewegung an der frischen Luft, vitamin- und mineralstoffreicher Ernährung und auch die Kommunikation mit der Partnerin pflegen und ihr signalisieren: Liebling, es liegt nicht an Dir! (dgk)

Artikel vom 07.10.2005