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»500 Euro
müssen es
schon sein«

Mit der Uni geht es nach oben. Im Ranking, in der Liste jener Hochschulen, die sich bald Elite-Uni nennen dürfen. Das hat seinen Preis, für den die Studenten nach Ansicht der Landesregierung selbst aufkommen sollen. Wie hoch dieser in Bielefeld sein wird und was die Absolventen noch erwartet, erzählte Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann Laura-Lena Förster.

Was für eine Universität erwartet die Bielefelder Studenten in fünf Jahren?Timmermann: Eine Universität, die noch weiter nach oben gerückt sein wird im Ranking. Obwohl wichtig ist, dass es nicht nur um Ranking in der Forschung, um die Drittmittelakquisition geht, sondern auch um die Lehre. Ich glaube und hoffe, dass wir durch die Umstellung auf Bachelor und Master die Studierendenschaft deutlich zufriedener machen können als noch in der Vergangenheit.

Welche Leistungen bietet die Uni darüber hinaus, um ihre Studenten zufrieden zu stellen?Timmermann: Einmal hoffentlich bis dahin kleinere Gruppen, gerade in den Fakultäten, in denen es immer noch große Veranstaltungen gibt, unter denen dann die Studierenden leiden - auch wegen der Raumbeengtheit. Also insgesamt angenehme Studienbedingungen, enge Kontakte zwischen Lehrenden und Studierenden auch in den Massenfächern.

Und wer bezahlt das eigentlich?Timmermann: Ja, das ist eine gute Frage. Ich gehe davon aus, dass wir in 2010 Studienbeiträge haben werden. Das Land möchte ja, dass wir sie schon in einem Jahr, zum Wintersemester 2006/2007, einführen.

Zieht die Universität Bielefeld mit? Immerhin ist es den Universitäten selbst überlassen, ob und in welcher Höhe sie Studiengebühren erheben.Timmermann: Der Senat hat Anfang des Jahres eine Stellungnahme zu Studiengebühren abgegeben. Noch nicht zum Beschluss der Landesregierung, sondern zum Urteil des Verfassungsgerichts. Es ist eine offene Stellungnahme insofern, als dass es kein kategorisches Nein ist, aber auch kein bedingungsloses Ja, sondern ein an Bedingungen geknüpftes Vielleicht.

Was für Bedingungen sind das?Timmermann: Erstens: Die Gebühreneinnahmen müssen in der Hochschule bleiben. Zweitens: Die öffentlichen Zuschüsse dürfen nicht gekürzt werden. Drittens: Es muss ein großzügiges Stipendiums- und Darlehenssystem geben.

Haben Sie schon Ideen für Stipendien, so-wohl qualitativ als auch quantitativ? Mit zwei, drei ist es schließlich nicht getan.Timmermann: Das ist genau die entscheidende Frage. Wir im Hause denken darüber nach, aus den Gebühreneinnahmen auch ein nicht ganz kleines Stipendienprogramm zu organisieren.

Das heißt: Die Uni will selbst Stipendien vergeben, oder?Timmermann: Ja, wir können das dann ja. Wir sind frei in der Frage, was wir mit den Beitragseinnahmen tun. Und wir könnten uns vorstellen, einen bestimmten Teil tatsächlich in Stipendien zu überführen.

Wie viele Studenten werden voraussichtlich davon profitieren?Timmermann: Das ist relativ schwer prognostizierbar, weil wir genau schauen müssen: Wer ist Bafög-Empfänger? Der Anteil ist in Bielefeld meines Wissens nach relativ hoch. Und diese Studenten würden nicht den vollen Satz bekommen. Aber es wird möglicherweise nicht nur Bedürftigkeit als Kriterium eine Rolle spielen, sondern auch besondere Leistungsstärke. Wobei wir hoffen, dass das häufig zusammenfallen wird.
Auch denken wir darüber nach, in der Universität möglichst viele Jobs zu schaffen.

Was für welche sind das denn?Timmermann: Hilfskräfte für Tutorien, in der Bibliothek, wo auch immer. Wenn wir das Geld haben, um sie zu bezahlen, können wir noch an vielen Stellen Einsatzmöglichkeiten schaffen. Ich hoffe, dass wir dann auch an die Studentenschaft herantreten können, mit einem Konzept, dass auch den AStA davon überzeugt, dass wir hier Gebühren erheben können.

Haben Sie schon eine Zahl im Kopf? Wollen Sie auch mit 500 Euro einsteigen?Timmermann: Man muss ja folgendes sehen: Wir sollen 23 Prozent der Einnahmen in einen Ausgleichs- und Risikofonds abführen, wobei mir nicht klar ist, ob das ein Fonds ist, den jede einzelne Hochschule unterhält, ob es ein landesweiter ist. Das geht aus den Verlautbarungen nicht hervor. Aber das ist ja nicht ganz wenig. Das ist immerhin ein Viertel der Einnahmen. Und wenn wir dann noch etwas haben wollen, das über Stipendien hinaus geht, das die Lehre verbessert, dann sollten wir schon 500 Euro nehmen.

Bleibt es langfristig bei 500 Euro?Timmermann: Wenn es nach mir ginge, würde es erst einmal lange Zeit dabei bleiben. Wie die Politik damit umgeht, ist eine andere Frage.

Um auf die Eingangsfrage zurückzukehren: Worin wird sich die Uni Bielefeld in fünf Jahren denn gerade von anderen Hochschulen hier in der Region, zum Beispiel von Paderborn oder Münster, unterscheiden?Timmermann: Einmal ganz starke Geistes- und Sozialwissenschaften, also die bekannten: Soziologie, Pädagogik, Geschichtswissenschaft. Ich glaube, dass wir uns durch den Generationswechsel auch in anderen Fakultäten, in der Psychologie, in den Philologien und Naturwissenschaften, deutlich verbessern werden.

Die Qualität der Aushängeschilder bleibt also, oder?Timmermann: Genau, und in den anderen Fächern werden wir aufholen.

Gilt das auch für die juristische Fakultät?Timmermann: Die ist auf dem Wege. Dort haben wir den Generationswechsel fast abgeschlossen. So weit ich das beurteilen kann, haben wir uns um sehr gute junge Kollegen ergänzt. Was ich so merke, ist eine Ausbruchstimmung.
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Artikel vom 11.10.2005