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Sommer-Campus
mit Startproblemen

Von Laura-Lena Förster
Lernen geht immer. Semesterferien hin oder her - auf interessante Vorlesungen musste dieses Mal an der Uni Bielefeld niemand verzichten. Den ersten Sommer-Campus hatten die Kontaktstelle und das Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung veranstaltet und dabei nicht nur an die Studenten gedacht.

Für was interessieren sich derzeit die Menschen besonders? Mit dieser Frage beschäftigten sich die eigens eingestellten studentischen Hilfskräfte Lena Bartels und Martina Voß sowie Praktikantin Stefanie Schlömann seit Anfang Mai.
Gesundheit. Klar, das kommt immer gut an - zumal das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen ohnehin eine Kooperation zugesichert hatte. Dann Europa. Die Osterweiterung, die gescheiterten Abstimmungen über die Verfassung - auch in diesem Bereich sollte reichlich Gesprächs- und Zuhörbedarf bestehen. So hofften die Organisatoren Christine Jendrike, Dr. Gernot Graeßner, Magdalena Malwitz-Schütte und Ursula Bade-Backer jedenfalls.
»Wir haben gemerkt, dass zu guter Letzt noch etwas Naturwissenschaftliches fehlt«, erzählt Martina Voß. »Gerade jetzt im Einstein-Jahr.« Seinen Niederschlag fand dieser Gedanke schließlich in dem dritten und letzten Themenfeld »Mensch und Materie«.
Fehlten nur noch die Referenten. Und die rekrutierten die Veranstalter im Wesentlichen über Mund-zu-Mund-Propaganda. »Wir haben überall herumgefragt und Empfehlungen eingeholt, so dass wir letztlich nicht nur Angestellte der Universität, sondern auch Dozenten aus der Freien Wirtschaft gewinnen konnten«, berichtet Lena Bartels.
Nach Prof. Dr. Werner Abelshauser mussten sie allerdings nicht lange suchen. Als Mitglied der Fakultät für Geschichtswissenschaft hatte er gewissermaßen einen Heimvorteil. Folgt Europas Schicksal dem Primat der Wirtschaft oder der Politik? Dieser Frage galt sein Augenmerk, anknüpfend an einen Ausspruch Napoleons gegegenüber Goethe: »Das Schicksal geht mich nichts an. Politik ist das Schicksal.«
»Walther Rathenau griff dieses Zitat 1921 auf, wählte allerdings einen anderen Schwerpunkt. Seiner Ansicht nach war die Wirtschaft nämlich sehr wohl wichtig«, erzählte der Professor und steckte damit zugleich den Rahmen seines Vortrags.
Leider wollten ihn nur zwei Studenten und vier Gasthörer bei seiner Reise durch die europäische Integration, vom Denken der politischen Akteure über bestimmte Sachzwänge, begleiten. Immerhin: Die Vorlesung fand überhaupt statt. Das war beim Sommer-Campus nicht immer der Fall.
»Einige Veranstaltungen, wie beispielsweise den Einführungsworkshop ÝWas haben Coaching und Moderation miteinander zu tun?Ü, mussten wir absagen, weil einfach die Nachfrage nicht groß genug war«, sagt Lena Bartels. Gerade ihre Kommilitonen hielten sich zurück, was Martina Voß folgendermaßen begründet: »Wahrscheinlich wussten nicht alle, dass der Eintritt für Studenten frei ist. Auch haben uns einige Referenten erzählt, dass es derzeit generell schwierig ist, Weiterbildung anzubieten.«
Gelernt haben die Drei, die übrigens alle ihr Fach Pädagogik mit dem Diplom abschließen wollen, also jede Menge. Vor allem, dass es nie zu früh ist, mit der Planung einer Veranstaltung zu beginnen. Und das ist gerade für Lena Bartels nicht ganz unwesentlich. Die 24-Jährige kann sich nämlich durchaus vorstellen, später in diesem Bereich zu arbeiten.

Artikel vom 11.10.2005