27.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kneipen in OWL
sehen alt aus

Investitionsstau in der Gastronomie

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die Ausstattung der Gaststätten in Ostwestfalen-Lippe droht zu einem Fall fürs Museum zu werden. »Wir fallen gegenüber dem Ausland ab«, sagte Thomas Keitel gestern in Bielefeld.
Thomas Keitel beschrieb die Situation des Gastgewerbes. Foto: Carsten Borgmeier.
Während das Wohnzimmer längst dem Sperrmüll überantwortet wurde, »muss das 30, 40 Jahre alte Inventar in den Gaststätten weiter halten«, beklagte Keitel bei der Jahreshauptversammlung des Hotel- und Gaststättenverbandes Ostwestfalen (DEHOGA) einen »ungeheuren Investitionsstau«. Mangels Attraktivität blieben die Gäste folgerichtig aus, schilderte der DEHOGA-Hauptgeschäftsführer die Konsequenzen.
Im Regierungsbezirk Detmold besitzen 5400 Betriebe, vom Café über die Kneipe bis zum Hotel, eine Konzession. »Mit einer Kneipe lässt sich kaum noch der Lebensunterhalt verdienen, peu a peu kommt es auch zu dauerhaften Betriebsschließungen«, sagte Keitel. Gastronomie »für den einfachen Bedarf«, also Imbissbetriebe, Pizzerien und Schankwirtschaften, wandelten sich immer mehr zu Nebenerwerbsbetrieben. Dagegen gehe es den Häusern, die auch gehobene Ansprüche befriedigen und Trends nutzen, bei bis zu zweistelligen Umsatzzuwächsen gut.
Neben der Finanzschwäche auch wegen der wachsenden Zurückhaltung von Banken und Brauereien, in die Gastronomie zu investieren, machen den Hoteliers und Kneipiers die hohen Personalkosten und der »Bürokratiewahn« das Leben schwer. Keitel lehnt die angedrohte Mehrwertsteuererhöhung um 2 Prozent und die Abschaffung der Steuerbefreiung von Zuschlägen für Nachtarbeit als »trübe Suppe« ab, die die Politik in Berlin anrühre. Lob heimste die schwarz-gelbe Landesregierung für den Plan ein, die Nachtruhe auf 23 Uhr zu verschieben.
In der Hotellerie herrschen zufriedene Gesichter vor. Die Auslastung sei leicht gesteigert worden, berichtete Keitel: von 31,7 im Jahr 2004 auf zur Zeit 32,8 Prozent. Bei den Übernachtungen von Ausländern verzeichne die Branche aktuell ein Plus von 12,5 Prozent. Das Beherbergungsgewerbe sei der Gewinner der Globalisierung.

Artikel vom 27.09.2005