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Warum es Studis
nach Bielefeld zieht

Nicht schlecht, Uni Bielefeld. Nach dem neuesten Ranking beste Hochschule in NRW - das kann sich sehen lassen. Ganz abgesehen von Spitzenplätzen in der Soziologie und Pädagogik. Ob solche Listen tatsächlich ausschlaggebend für die Wahl des Studienortes sind oder ob ganz andere Dinge zählen, das fragte Laura-Lena Förster studentische Neulinge.

Irina Dück wohnt in Bielefeld. Und deshalb will sie auch hier studieren. »Ich hatte keine Lust, schon wieder umzuziehen«, sagt die 20-Jährige, deren Familie ohnehin gerade dabei ist, sich eine neue Bleibe in Uninähe einzurichten. Außerdem ist ihre Wunschfächer-Kombination machbar: Physik als Haupt-, Mathe als Nebenfach, mit dem Ziel, einmal Lehrerin zu werden.
Auch für Nikolai Scheibel kam ein Umzug nicht in Frage. Eigentlich wollte er Sport studieren, doch das Verteilungssystem meinte es nicht gut mit ihm. Weil Mathematik ihm in der Schule Spaß gemacht hat, schrieb der 20-Jährige sich eben für das Diplom-Fach ein.
Tomek Kukolowicz studiert weder Mathe noch kommt er aus Bielefeld - geschweige dann aus Deutschland. Seine Heimat ist Polen. Und von dort aus hat es ihn erst vor Kurzem an die Uni verschlagen. »Ich möchte mein Soziologie-Studium fortsetzen und natürlich Deutsch lernen«, sagt der 21-Jährige. Warum gerade hier? »Zwei Kollegen aus meiner Fakultät sagten, dass es in Bielefeld gut sei.«
Auf eine Empfehlung hin hat sich auch Ana Rosa Robustillo für ein Austausch-Jahr in Bielefeld entschieden. Abgesehen davon, dass es für die aus Salamanca in Spanien stammende Frau nicht unendlich viele Möglichkeiten gibt, nach Deutschland zu kommen. Gesehen hat die 21-Jährige schon einiges - von der Sparenburg bis zur Schüco-Arena. Und auch die Uni gefällt ihr ganz gut, betont die angehende Chemikerin.
Ihre Landsfrau Laura Da Silva ist mit ihrem neuen Studienort noch besser vertraut. Einerseits, weil sie ihren Urlaub schon eimal hier verbracht hat, andererseits, weil ihre Familie Deutsch spricht. »Nur ich hänge ein wenig hinterher«, erzählt die 22-jährige Mathe-Studentin. »Aber das wird sich hoffentlich bald ändern.«
Dennis Brokemper setzt bei der Semesterplanung andere Schwerpunkte. Er will und muss sich die Gesetze der Mathematik und Physik verinnerlichen. Dass er dies ausgerechnet in Bielefeld tut, hat pragmatische Gründe. Er kommt aus Hamm und hängt an dieser Stadt. Bewerten kann er sein neues Umfeld noch nicht, zumindest in räumlicher Hinsicht. »Dafür habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten«, sagt der 20-Jährige. »Aber die Kommilitonen sind nett.«
Das sieht Marta Llorente ähnlich. Die Spanierin wird ein Jahr in Ostwestfalen-Lippe verbringen, weil ihre Freudin es auch macht. Beide wollten unbedingt in eine relativ überschaubare Stadt. Beide haben ihre Entscheidung nicht bereut. »Ich fühle mich hier sehr wohl«, versichert die Anglistik-Studentin (21).
Erstmal nur für ein Semester hatte Angel Holguera, ebenfalls aus Spanien, seinen Aufenthalt geplant. Schon jetzt möchte er aber verlängern. »Es ist zwar nicht schön hier, aber praktisch«, sagt der 21-Jährige. »Fußballplatz, Schwimmbad - alles ist in der Nähe.« Darüber hinaus möchte er dringend seine Deutsch-Kenntnisse erweitern. Zwei Jahre hat er, der eigentlich Chemie studiert, sich nämlich bereits mit der Sprache vertraut gemacht.
Für Tobias Schleper kamen nur Bochum und Bielefeld bei der Wahl seines Studienortes in die engere Auswahl. Hauptsache NRW, Hauptsache Bachelor. »Sonst wird ja überall nur das Examen als Abschluss angeboten«, sagt der 20-Jährige. Gegen das Ruhrgebiet entschied er sich aus Gründen der Größe. »In Bielefeld ist es kleiner, das wollte ich lieber.« So wurde aus ihm ein Erstsemester in Mathe und Geschichte.
Zumindest bei einem Fach gilt das auch für Kim Futh aus Hessen. Ein Praktikum im Haus der Geschichte in Bonn hat ihr gut gefallen, keine Frage, was sie jetzt studiert. »Bielefeld wurde mir von mehreren Seiten empfohlen. Außerdem wollte ich unbedingt die Gewissheit haben, einen Bachelor- und Master-Abschluss machen zu können.« Die hat ihr die Uni gegeben. Jetzt wartet die 20-Jährige den Start ab.

Artikel vom 11.10.2005