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Weltweit
einmaliger
Studiengang

Von Laura-Lena Förster
Diesen Master-Studiengang hat die Welt noch nicht gesehen. »History, Philosophy and Sociology of Science« bietet die Universität Bielefeld Absolventen aller Fakultäten an. Los gehtĂ•s von diesem Wintersemester an. Eine, die ganz sicher dabei sein wird, ist Nicole Milbrett. Sie findet das Konzept »wie für mich gemacht«.

Interdisziplinäre Wissenschafts- und Technikforschung betreiben sollen Studenten wie die 23-Jährige. Bielefelder Doktoranden können das schon seit einiger Zeit. Das Graduiertenkolleg des IWT (Institut für Wissenschafts- und Technikforschung) veranstaltet einen Promotionsstudiengang, der eben jene Fächerkombination erlaubt. »Wir haben dort sehr gute Erfahrungen mit der Verknüpfung der drei Teildisziplinen gemacht. International ist es längst gängig, zumindest zwei Fächer - meist Geschichte und Philosophie - zu verbinden«, sagt Koordinatorin Dr. Sybilla Nikolow, die Mitglied der Arbeitsgruppe »Wissenschaft, Medien, Öffentlichkeit« am IWT ist.
Was die Absolventen lernen sollen: die erkenntnistheoretischen und sozialen Charakteristika der Wissenschaft, ihre Bedingungen und Folgen in historischer, philosophischer und gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive. Denn natürlich sind Wissenschaft und Technik die Innovationsmotoren moderner Gesellschaft. Zugleich werden sie aber auch als Ursachen globaler Gefährdungen beschrieben - beispielsweise in der Biotechnologie und der Kernenergie. Diese Spannungsverhältnis, aber auch die Beschaffenheit von Wissenschaft an sich, ihrer institutionellen Organisation und ihrer Einbindung in die Gesellschaft, soll untersucht werden.
Nicole Milbrett hofft, nach den vier Semestern gerade jene Prozesse besser zu verstehen, mit denen Studiengänge und Lehre an sich optimiert werden können. »Ich möchte schauen, ob und wie die Organisation von Lehrveranstaltungen wissensbasiert erfolgt«, sagt die junge Frau, die gerade ihren Bachelor in Sozial- und Erziehungswissenschaften geschafft hat.
Auch auf die Frage, wie die Universität sich als Einrichtung der Gesellschaft zwischen Politik, Personen und Wirtschaft bewegt, wünscht sie sich Antworten. Gerade weil sie gemerkt hat, dass Hochschule eben nicht gleich Hochschule ist. »Mein Auslandssemester in Klagenfurt (Kärnten) habe ich an einer viel kleineren Universität verbracht. Man konnte dort eine ganz andere Beziehung zu den Lehrenden aufbauen.«
Mit der Vermittlung von Bildung beschäftigt sich die gebürtig aus Salzgitter-Bad kommende Frau nicht erst seit ihrer Zeit in Österreich. Schon im zweiten Semester ist sie in die Hochschularbeit »irgendwie reingerutscht«. Erst als Studienberaterin, dann als Fachschafts- und schließlich als Mitglied der Lernkommission, die für die Fakultät für Soziologie fünf Studiengänge koordinierte. Protokolle und Einladungen musste sie dort verfassen, bei der Gestaltung der Prüfungsordnungen mitwirken. »Und von da an habe ich angefangen, mich mit dem Master-Studiengang zu beschäftigten.«
Der Bewerbungsessay, ein gut dreiseitiges Papier, in dem die Studenten ihre Motivation und Kenntnisse in den drei Teildisziplinen nachweisen sollen, ging ihr dennoch nicht leicht von der Hand. Aber sie ist zuversichtlich und freut sich - ganz besonders auf das Modul »Wissenschaftsorganisation und -politik«. Keine Frage.

Artikel vom 11.10.2005