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Keine Freunde der »Bistro-Kirche«

Altstädter Nicolaikirchengemeinde fürchtet um ihre Selbstständigkeit

Bielefeld (bp). Die Altstädter Nicolaikirchengemeinde fürchtet um ihre finanzielle Autonomie. Grund: die schwierige Finanzsituation, die dazu führen könnte, dass ein Haushaltssicherungskonzept erlassen würde - mit der Folge, dass Liegenschaften verkauft werden müssten.

Die beiden Pfarrer Annette Heger und Armin Piepenbrink-Rademacher stellten der Gemeinde am Sonntag gemeinsam mit dem Presbyterium die Lage dar und nannten Vorschläge zur Verbesserung der Einnahme-Situation.
Genau wie in anderen Gemeinden des Kirchenkreises Bielefeld sinken die Zuweisungen aus Kirchensteuern: von 107 000 Euro 2002 über 91 000 Euro im laufenden Jahr bis voraussichtlich 74 000 Euro 2007. Von den Zuweisungen können zur Zeit die Personalkosten beglichen werden, es bleibt aber ein Defizit von 40 000 Euro. Wenn man nicht gegensteuere, so Annette Heger, »mit steigender Tendenz«. Könne eine Gemeinde ihre Finanzen nicht in Ordnung bringen, müsse die Superintendentin einen Beauftragten bestellen, der diese Aufgabe übernimmt, »ohne dass das Presbyterium ein Mitspracherecht« habe. Zudem habe der Kreissynodalvorstand einen Tendenzbeschluss gefasst, das so genannte Drei-Kirchen-Modell umzusetzen. Armin Piepenbrink-Rademacher: »Das bedeutet: Wir müssten das Gemeindehaus an der Wertherstraße und das Nicolaihaus verkaufen, Neustadt Marien ihr Gemeindehaus, die Reformierte Gemeinde will ihr Haus an der Güsenstraße ohnedies veräußern.« Die Süsterkirche solle dann so umgebaut werden, dass sie allen drei Innenstadtgemeinden als ein gemeinsames Haus für Veranstaltungen vom Seniorennachmittag bis zum Konzert dienen könne. Piepenbrink-Rademacher spricht ablehnend von einer »Bistro-Kirche«. Die Einnahmesituation ließe sich verbessern, so das Presbyterium, wenn die Liegenschaften der Gemeinde optimal vermarktet werden. Das sei bereits weitgehend der Fall: Angesehen vom Erdgeschoss sei das Nicolaihaus an das Mädchenhaus und an eine Aupair-Vermittlung vermietet, Räume an der Wertherstraße an die »Kindermühle«, ein Grundstück an der Stapenhorststraße sei verkauft. Auf die Mieten könne man nicht verzichten, um die Gemeindearbeit aufrecht zu erhalten, dennoch, so Annette Heger, bewege man sich »auf dünnem Eis«. Weitere Vorschläge: mit Hilfe kleiner Investitionen die Nicolaikirche für Musikproduktionen und Konzerte noch attraktiver zu machen, eigene CDs zu produzieren und zu verkaufen, Sonderveranstaltungen zu organisieren, um Geld zu sammeln, einen Förderverein zu gründen. Die Kosten könne man reduzieren, wenn Ehrenamtliche Aufgaben übernähmen und der Umfang der Angebote der Gemeinde überprüft würde. Angesichts der großen Besucherzahlen, die die Nicolaikirche verzeichne, kam auch der Vorschlag, »mindestens 50 Cent Eintritt« zu erheben.

Artikel vom 26.09.2005