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Starkes Boulevardtheater

Wolfgang Spier wird morgen 85 und spielt weiter

Berlin (dpa). Er ist der »ungekrönte König des Boulevardtheaters«. Wolfgang Spier, der morgen 85 Jahre alt wird, steht bis heute fast jeden Abend auf der Bühne.
Spier ist ein »Charakterkomiker«. Foto: teutopress

»Nur durch die Arbeit bleibe ich fit«, sagt der Schauspieler und Regisseur und ergänzt: »Wenn ich spiele, dann steigt der Adrenalinspiegel und der Puls geht auf 150 - also wozu muss ich joggen?« In den nächsten Monaten spielt der Unermüdliche in Berlin, Frankfurt am Main, Köln und Hamburg. »Das Jahr 2006 ist schon total ausgebucht, es macht mir einfach Spaß«, schwärmt Spier.
Spier beherrscht die schwere Kunst der leichten und dennoch niveauvollen Unterhaltung. 250 Stücke aller einschlägigen Boulevard-Autoren von Neil Simon bis Curth Flatow hat er auf die Bühne gebracht. In vielen Inszenierungen trat er selbst als Schauspieler auf. Zu seinen Glanzstücken gehörten die »Sonny Boys« mit Harald Juhnke, »Ein Käfig voller Narren« und »Mein Freund Harvey«. Als »Charakterkomiker« liebe er vor allem die komisch-tragischen Figuren, sagt Spier.
Mit Freunden wie Walter Plathe und Wolfgang Völz feiert er heute abend im Berliner Theater am Kurfürstendamm in seinen Ehrentag hinein. Als Geburtstagsgeschenk hat er sich die Rolle des Charmeurs Val in Alan Ayckbourns »Sugar Daddys« gewünscht: Premiere der Aufführung ist am 13. Oktober.
Spier wurde in Frankfurt am Main als Sohn eines Psychologen geboren. Er wollte eigentlich Arzt werden, wurde aber Bankangestellter, erinnert sich Spier in seinen Memoiren »Dabei fällt mir ein« (Henschel Verlag). Es waren Zufälle, die ihn zum Theater brachten.
1945 begann er in Berlin eine Schauspielausbildung. Dann war Spier Regieassistent bei Karl-Heinz Stroux, unter dem er in den 50er Jahren auch als Schauspieler und Regisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus arbeitete. Später führte Spier Kabarett-Regie bei den Berliner »Stachelschweinen« und den »Wühlmäusen«. Populär wurde er besonders als Moderator der TV-Sendung »Wer dreimal lügt«. Für das Fernsehen inszenierte er die Serie »Ein verrücktes Paar« mit Harald Juhnke und Grit Boettcher.

Artikel vom 26.09.2005