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Leifels »wie in Trance«

Der Paderborner Squasher kam ganz gewollt zu kurz

Von Hans-Peter Tipp
Paderborn (WB). Gerade mal 300 Meter entfernt von seiner Heimatanlage lebt und wohnt Deutschlands bester Squasher. Stefan Leifels vom Paderborner SC ist neben dem Ahorn-Sportpark aufgewachsen, dort zieht ihn auch nichts weg.

Der 32-Jährige schätzt die räumliche Nähe zur Spiel- und Trainingsstätte. Schließlich ist auch seine Sportart ein Spiel der kurzen Wege. Wenn Leifels den Schläger in die Hand nimmt, geht es immer auch darum, auf dem gut 60 Quadratmeter großen Court eine zentrale Position einzunehmen, um stets den kürzesten Weg zum Ball zu haben - egal, was der Gegner im Schilde führt.
Das gelang dem mehrfachen Paderborner Sportler des Jahres auch zuletzt wieder ausgezeichnet. Vier Spiele, vier Siege - das war die eindrucksvolle Bilanz der deutschen Nummer 1 bei den European Club Championships. Leifels war maßgeblich daran beteiligt, dass die begehrte Trophäe zum dritten Mal in Folge ihren Platz in der Vitrine des Paderborner Squash Clubs einnimmt.
Was auf den ersten Blick wie ein glatter Durchmarsch der Hausherren wirkt, war für die Aktiven nervenaufreibend. Leifels: »Wir wussten, dass sich viele Helfer eine Woche Urlaub genommen hatten, um diese Veranstaltung zu ermöglichen. Da will man etwas zurückgeben - am besten mit spannenden Spielen und am Ende dem Titel.«
Der Heimvorteil für Europas dominierenden Squashverein, er war also in gewisser Hinsicht auch eine Verpflichtung. Als Bürde entpuppte er sich nicht. Auch Leifels hielt den eigenen Ansprüchen stand. Im Finale gegen den ungarischen Vertreter aus Budapest bezwang er seinen Kontrahenten, obwohl »der in der Rangliste 40 Plätze besser ist als ich.«
Aber da half er wieder - der Vorteil der kurzen Wege beim Heimspiel des deutschen Meisters von 2004. Während die Konkurrenz zwischen Squashanlage und Hotelzimmer hin und her pendeln musste, nutzte der Paderborner das häusliche Umfeld, um sich in Ruhe vorzubereiten. Gespielt habe er schließlich »wie in Trance - vor allem im Finale«, findet Leifels. »Dass ich den Ball megamäßig anderthalb Stunden lang an der Wand entlang schiebe und auf einen Fehler des Gegners warte, kenne ich gar nicht von mir.«
Und nicht nur er kämpfte um jeden Zähler als sei es der entscheidende. Weil diese Einstellung längst allen - im Finale eingesetzten - Paderbornern (die natürlich nicht mehr alle aus Paderborn kommen) in Fleisch und Blut übergegangen ist, blieb der Titel in der Paderstadt. »Wir haben in jeder Hinsicht Maßstäbe gesetzt«, sagt Leifels und meint das nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch. Dabei hatte der nationale Verband seinen Vorzeigeverein im Regen stehen lassen und sich unter fadenscheinigsten Gründen zurückgezogen.
Ein Verhalten, das in einer Randsportart, die auf jede Form der Kooperation angewiesen ist, untragbar ist. Schließlich ging es in Paderborn auch darum, zu zeigen, dass Squash telegen und mediengerecht präsentiert werden kann. Leifels: »Wir wollten Werbung für unseren Sport machen.« Das sei gelungen, befindet der Paderborner, aber eigentlich seien dafür »nicht nur eins, sondern zehn solcher Events pro Jahr in Deutschland erforderlich.«
Für Stefan Leifels hat mit dem Triumph im Europapokal die neue Saison begonnen. Auf kurzem Weg will er in drei Wochen beim deutschen Topturnier in Münster nach zwei zweiten Plätzen zeigen, dass »ich auch Turniere gewinnen« kann. Dann werden auch für ihn die Wege langsam wieder weiter. In der Bundesliga strebt er mit seinen Freunden vom Paderborner Squash-Club erneut den Titel an, und zwischendurch führt sein Sport ihn um die halbe Welt. Bei der WM im Dezember in Pakistan vertritt der Sportler aus der Domstadt die deutschen Farben.

Artikel vom 28.09.2005