26.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Falsche Pfiffe
in Brasilien

Fußball-Skandal

Rio de Janeiro (dpa). Knapp neun Monate vor Beginn der WM in Deutschland wird der brasilianische Fußball vom wahrscheinlich größten Skandal seiner Geschichte erschüttert.
Schiedsrichter sollen nach Angaben des Magazins »Veja« zahlreiche Begegnungen der ersten Liga und auch des südamerikanischen Champions-Pokals »Copa Libertadores« manipuliert haben. Unternehmer und andere Personen hätten bei den Schiedsrichtern Ergebnisse »bestellt«, um bei Internetwetten zu gewinnen, schreibt das Blatt unter Berufung auf Ermittler der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft.
FIFA-Referee Edilson Pereira de Carvalho wurde am Samstag in der Stadt Jacarei im Bundesland Sao Paulo verhaftet. In Untersuchungshaft wanderte auch ein Unternehmer. Weitere Haftbefehle gegen Unternehmer, Schieds- und Linienrichter werden erwartet.
Verwickelt in den mutmaßlichen Betrug, der offenbar ein weit größeres Ausmaß hat als der Hoyzer-Skandal in Deutschland, sind augenscheinlich mindestens zwei Schiedsrichter: Neben FIFA-Mann Carvalho auch Paulo Danelon. Die Bundespolizei stehe davor, den Fußball-Mafia-Ring zu zerschlagen, der mit den abgekarteten Partien Gewinne von insgesamt mehr als eine Million Real (370 000 Euro) erzielt habe. Dank Abhöraktionen wisse man, dass Carvalho in diesem Jahr mindestens 25 Begegnungen manipuliert habe. Die zwei Referees hätten pro Spiel ein »Entgelt« von 10 000 bis 15 000 Real (3700 bis 5550 Euro) kassiert.
Carvalho beteuerte bei seiner Verhaftung, nicht aus Geldgier gehandelt zu haben. »Wenn ich Spiele manipuliert habe, dann nur, weil die Mafia mit dem Tod meiner Frau und meiner Tochter gedroht hat«, versicherte der Mann.

Artikel vom 26.09.2005