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VW und Porsche - Partner
mit gemeinsamen Wurzeln

Der Volkswagen war die Basis für den Erfolg des Sportwagen-Herstellers

Stuttgart/Wolfsburg (dpa/WB/wosch). Es gibt ein einfaches Rezept für den Erfolg von Porsche: Eine geniale Erfindung und die Beschränkung auf das Autogeschäft. Die Erfindung war der Volkswagen, den Ferdinand Porsche 1935 als »V 1« vorstellte.
Bernd Pischetsrieder, VW-Vorstandschef.
Porsche-Vorstand Wendelin Wiedeking.

Der Volkswagen lief und lief - und war die Basis für das spätere gute Geschäft der Familie Porsche, denn bis 1972 musste für jeden produzierten Volkswagen eine Lizenzgebühr an die Porsche-Familie gezahlt werden. Der Volkswagen war auch die Keimzelle der späteren Porsche-Sportwagen, die zunächst mit einen aufgepowerten VW-Motor aber einer sportlichen Karosserie über die Straßen donnerten. Solch eine gemeinsame Geschichte schweißt zusammen.
Heute hat Porsche etwa drei Milliarden Euro Geld in der Kasse. Porsche hat sich für einen 20-prozentigen Einstieg bei Volkswagen entschieden, für den Porsche ebenfalls drei Milliarden Euro zahlen müsste. Darin sehen Automobilexperten kein allzugroßes Risiko. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der ein bestes Verhältnis zu den beiden Besitzerfamilien Porsche und Piech hat, macht nur Dinge, die er überblicken und finanzieren kann. In Ferdinand Piech, dem aktuellen Aufsichtsratschef von Volkswagen, der neben Wolfgang Porsche, Oliver Porsche (Enkel des Firmengründers) und Michel Piech auch bei Porsche im Aufsichtsrat sitzt, hat er sicher einen Befürworter für das Engagement der Schwaben an Europas größtem Autohersteller.
Aber es war auch schon mal ganz anders. Anfangs der 90er Jahre stand Porsche kurz vor dem Verkauf. Die hohe Abhängigkeit vom USA-Geschäft und der Dollarkurs hätten Porsche schier das Genick gebrochen. In dieser Situation wurde Wendelin Wiedeking 1992 Chef in der Sportwagenschmiede - und das Blatt wendete sich. Toyota hatte schon ein Angebot zur Übernahme gemacht. Und Daimler-Benz, Nachbar in Stuttgart, hatte schon für die Übernahme von Porsche Rückstellungen gebildet. Die Familien, die heute 100 Prozent des Stimmrechts und 50 Prozent der Stammaktien halten, verkauften nicht. Porsche entwickelte sich zum bestverdienenden Automobilunternehmen der Welt.
Porsche hat nach seiner Krise die Japaner ins Haus geholt. Die Männer aus Fernost lehrten Porsche, zu sparen und Lagerbestände abzubauen. Gleichzeitig wurde der Mythos Porsche mit den neuen 911er und vor allem mit dem Boxster neu belebt. Dann kam die überraschende Erfolgsgeschichte mit dem Geländewagen Cayenne. Die Entwicklung eines solchen Autos kostet mindestens eine Milliarde Euro. Um jedes Risiko auszuschließen, holte man VW ins Boot. Porsche-Vetter Ferdinand Piech stand damals in Wolfsburg an der Spitze. Die Zusammenarbeit klappte vorzüglich.
Wenn Porsche als Grund für seine Beteiligung an VW angibt, dass Porsche heute etwa 30 Prozent seines Absatzvolumens von VW erhält, dann spielt der Cayenne eine wichtige Rolle. Der Cayenne teilt sich mit dem VW-Geländewagen Touareg die in Bratislava gebaute Plattform. Und mit dem Cayenne verdient Porsche massig Geld. Mit der vierten Baureihe, dem viertürigen Sportwagen Panamera, greift Wiedeking nun Mercedes und BMW an. Was Volkswagen zu diesem Super-Modell beitragen kann, ist noch offen. Aber immerhin haben Volkswagen-Entwickler den superschnellen Bugatti entwickelt - in der VW-Familie ein Wunschkind von Ferdinand Piech.
Piech dürfte Wiedeking zum Einstieg bei VW ermuntert haben. Auch die Porsche-Familie handelt weiter mit diesen Autos, ob als Generalimporteur etwa in Österreich oder als Händler in weiteren Ländern. Da hat man ein starkes eigenes Interesse, dass VW nicht von »Heuschrecken« zerlegt wird.
Neben dem Porsche-Einstieg dürfte auch die Einigung zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat über den Bau des neuen Geländewagens in Wolfsburg für mehr Zuversicht bei den VW-Beschäftigten gesorgt haben. Wie diese Zeitung erfuhr, einigten sich beiden Parteien auf die von VW-Markenchef Wolfgang Bernhard geforderten Einsparungen in Höhe von 850 Euro bei den Produktionskosten pro Auto. Der Geländewagen »mit Komponenten vom Golf aber hinsichtlich der Größe eher der Passatmodellreihe zuzuordnen« soll von 2007 an gebaut werden.

Artikel vom 26.09.2005