Von Burgit Hörttrich Bielefeld (WB). Kreisklasse. Mischas Mutter kommt bei jedem Wetter, um zuzuschauen, Chris' Vater käme auch, wenn Sohnemann endlich mal von Anfang an im Team wäre. Kati und Janine ergänzen seit Neuestem die Schar der Fans - vermutlich, weil sie Mischa oder Chris oder beide »süüüß« finden. Chris und Mischa haben die Rückennummern 12 und 13 und warten darauf, dass der Trainer sie einwechselt und sie zeigen können, dass sie flanken wie Fußballgötter, die Blutgrätsche beherrschen und Tore schießen können wie Pele. Meist bleibt es beim Warmlaufen, manchmal werden sie zum Zeitschinden ins Spiel geschickt. Deshalb ist Fan Laurenz so was von entbehrlich. Der bewegt sich zwar nur, um sich ein neues Bier zu holen, weiß aber natürlich besser als jeder Bundestrainer Bescheid über Abseitsfallen, Kurzpassspiel, Viererketten oder Manndeckung. »Kick&Rush« hatte im TAMzwei (Theater am Alten Markt) in Bielefeld Premiere - erstes Stück der Reihe »Jung«. Autor Andri Beyeler, selbst Hobbyfußballer, hat die Dialoge auf der Bank verarbeitet: vom »Ihr könnt nach Hause gehen«, das offenbar auf keinem Fußballplatz fehlt, bis hin zum tröstenden »Beim nächsten Mal bringt er dich. Heute schont er dich einfach« und zum legendären »Wir hatten kein Glück und dann kam noch Pech dazu«. Auf der Bank werden nicht nur Fußballweisheiten ausgetauscht oder die Stars im Tanz um das runde Leder gefeiert (»Ronaldo, Ronaldinio, Eusebio, Zuma, Poldi, Schweini...«), da geht es um Wünsche, Sehnsüchte und Pläne für das eigene Leben. Laurenz will eine Band gründen und träumt schon von den Charts, während Chris sich darüber schier ausschütteln will vor Lachen, Mischa will Kati (oder doch Janine?) und Chris letztendlich auf jeden Fall nicht mehr Fußball spielen. Freundschaft, Gruppendruck und erste Liebe - all' das hat Autor Beyeler verarbeitet. Orazio Zambelletti muss als Regisseur (Trainer?) mit Längen fertig werden, seine Mannschaft mit Nils Zapfe (Chris), Jonas Baeck (Mischa) und Maximilian Strestik (Laurenz) ist »Kicker«-geschult und schafft es vielleicht nicht, drei Punkte »auf'm Platz« einzufahren, dafür aber das Publikum - das auf Bänken und auf dem Boden auf Kissen sitzen kann, zu begeistern. »Kick&Rush« ist bundesligatauglich.
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