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Porsche steigt bei VW ein

20-prozentige Beteiligung soll das eigene Geschäftssystem sichern

Von Wolfgang Schäffer
Stuttgart/Wolfsburg (WB). Porsche will mit einer 20-prozentigen Beteiligung bei Volkswagen das eigene Geschäftssystem sichern. Mit dem Engagement des Sportwagenherstellers ist die befürchtete feindliche Übernahme von VW ausgeschlossen.

»Wir wollen durch den Aktienerwerb sowohl die Geschäftsbeziehungen zu VW als auch einen wesentlichen Teil unserer Zukunftsplanungen langfristig absichern.« Porsche-Chef Wendelin Wiedeking erklärte gestern, Volkswagen sei in der Zwischenzeit für sein Unternehmen »nicht nur ein wichtiger Entwicklungspartner, sondern auch zu einem bedeutenden Lieferanten für etwa 30 Prozent des Absatzvolumens« geworden. Der VW-Einstieg dürfte den Sportwagenhersteller etwa drei Milliarden Euro kosten. Wiedeking: »Der Kauf der Anteile kann aus der vorhandenen Liquidität finanziert werden.« Porsche würde der größte Anteilseigner bei VW. Eine komplette Übernahme von VW sei aber keinesfalls geplant. Derzeit hält VW selbst etwa 13 Prozent, das Land Niedersachsen verfügt über 18,2 Prozent der Anteile. Knapp 321 Millionen VW-Aktien sind im Umlauf. Der Kurs lag am Freitag bei 51,86 Euro.
Porsche-Sprecher Christian Dau bezeichnete im Gespräch mit dieser Zeitung das Investment für beide Seiten als »gewinnbringend«. Strategisch habe man so reagieren müssen. Hintergrund ist die zu erwartende Aufhebung des VW-Gesetzes (kein Aktionär kann mehr als 20 Prozent der Stimmrechte ausüben, unabhängig davon, wie viele Anteile er hält) vom Europäischen Gerichtshof spätestens im Frühjahr 2007. »Dann hätten bei VW Investoren einsteigen können, die keine langfristigen Interessen verfolgen, sondern an einer Zerschlagung des Konzerns interessiert sind. Das wollten wir verhindern.«
Wiedeking spricht von »einer strategischen Antwort auf dieses Risiko. Wir wollten in unserem eigenen Interesse die Unabhängigkeit von VW sicherstellen. Die von uns angestrebte deutsche Lösung ist eine wesentliche Voraussetzung für eine stabile Entwicklung bei VW und damit für die Fortführung unserer Zusammenarbeit.«
Die fing bereits beim von Ferdinand Porsche gebauten Käfer an und ist derzeit unter anderem bei den auf der gleichen Bodengruppe stehenden Porsche Cayenne und VW Touareg sowie an einem gemeinsam genutzten Sechszylinder zu erkennen. Zukünftig werden die Unternehmen bei der Hybrid-Entwicklung kooperieren.
Mit der Zusammenarbeit dürften auch Arbeitsplätze am Standort Deutschland gesichert werden. Porsche kündigte bereis 1000 zusätzliche Stellen für den neuen Panamera an, VW will nach Einigung mit dem Betriebsrat den neuen Geländewagen in Wolfsburg bauen. Seite 2: Leitartikel
Hintergrund: Wirtschaft

Artikel vom 26.09.2005