Jörg Immendorffs Ausstellung in der neuen Nationalgalerie Berlin
Berlin (dpa). Gesellschaftskritiker, Selbstdarsteller, Provokateur: Der Maler Jörg Immendorff gilt als einer der bedeutenden deutschen Gegenwartskünstler. Blickt in Berlin zurück: Jörg Immendorff.Foto: dpa
Mit grobem Strich, grellen Farben und lautstarker Botschaft hat er das Geschehen der Jahrzehnte beobachtet, in politischen Bildern wie der Serie »Café Deutschland« zugespitzt und auf den »Aufstand der werktätigen Massen« gehofft. Eine Werkschau, vom 60-Jährigen selbst als knallig-buntes Kunstspektakel inszeniert, wird bis zum 22. Januar 2006 gezeigt. »Das ist Proviant für meinen weiteren Weg«, sagte Immendorff bei der Eröffnung. »Wie rote und weiße Blutkörperchen« sollen die Besucher nach Wunsch des Malers über einen Teppichläufer spazieren, der sich wie Arterien um ein Herz zwischen den sechs Ausstellungskammern windet. Der Künstler, der wegen der unheilbaren Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) weder gehen noch malen kann, hatte die Nationalgalerie gedrängt, die Werkschau bald zu zeigen - und nicht zu seinem 65. Geburtstag im Jahr 2010. »Male Lago - Unsichtbarer Beitrag« hat Immendorff die Ausstellung genannt. Der erste Namensteil bezieht sich auf einen Western von Clint Eastwood. Darin zwingt der Held als Rache für seinen ermordeten Bruder die Bewohner eines Dorfs, ihre Häuser rot anzumalen. In rot ist auch die Schau getaucht. Und wie ein roter Faden durchzieht das Verhältnis zwischen Kunst und Politik Immendorffs Schaffen. »Immendorff. Male Lago - Unsichtbare Bilder«, Neue Nationalgalerie Berlin, bis 22. Janaur 2006, Katalog, ca. 900 Seiten, 40 Euro.