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Lieblingsgegner stoppt Dynamo

Überlegener 2:0-Sieg in Dresden: Trainer Luhukay wechselt den Sieg ein

Von Peter Klute
Dresden (WB). 16 753 Zuschauer beim Familientag im Dresdner Rudolf Harbig-Stadion, da schien der SC Paderborn 07 gerade recht zu kommen. »Dynamo gegen den Lieblingsgegner«, titelte die »Bild«. Doch am Ende strahlten neben der Sonne nur die ganz wenigen mitgereisten Gästefans.

Das 2:0 für den Aufsteiger beendete gleich drei Serien: Es waren die ersten Paderborner Punkte in Sachsen und der erste Dreier nach zwei Niederlagen in Folge, für die Gastgeber die erste Heim-Niederlage dieser Zweitliga-Saison.
So eindeutig die 90 Minuten auf dem Rasen verliefen, so unmissverständlich waren auch die Aussagen danach. »Das war schwach, schwächer, am schwächsten«, redete nicht nur Christian Fröhlich Klartext. Der Dresdner war maßgeblich an der Niederlage seiner Mannschaft beteiligt, sah nach knapp einer Stunde nach einem Gerangel mit Dennis Schulp die »Ampelkarte« und bescherte den Dynamos 32 Minuten in Unterzahl. »Er war bis dahin unser bester Spieler, aber insgesamt war das eine ganz schlechte Leistung meiner Mannschaft«, war Dresdens Trainer Christoph Franke restlos bedient.
Nur wenige Meter von ihm entfernt saß in Person von Kollege Jos Luhukay das pure Glück: »Dieser verdiente Sieg nach zwei Niederlagen ist besonders schön, weil ihn uns keiner zugetraut hat.« Zumal die Paderborner schon nach einer Viertelstunde auf ihren Kapitän verzichten mussten. René Müller bekam im Zweikampf mit Alexander Ludwig einen Schlag auf das Becken, kam nach einer Behandlung kurz zurück, sackte dann aber beim ersten Sprint zusammen. Die erste Diagnose lautete: starke Prellung.
Für Müller kam nicht etwa Sturmkollege Radovan Vujanovic, sondern Daniel Brinkmann. »Rado ist statisch, mit Marcel Ndjeng ganz vorne und Brinkmann dahinter waren wir beweglicher«, begründete Luhukay seine erste Einwechslung, die sich als goldrichtig erweisen sollte. Zwölf Minuten auf dem Platz, zirkelte Brinkmann den Ball von der Strafraumgrenze zum 0:1 in den rechten Winkel.
Spätestens von diesem Zeitpunkt an hatte die Paderborner die Partie im Griff. Das spürte auch Luhukay: »Auch wenn es da noch knapp war, gezittert habe ich nie.« Der Dynamo kam nie auf Touren, die Paderborner Kompaktheit war auch für den Sportlichen Leiter Günther Rybarczyk beinahe erschreckend: »Das war eine super Leistung. Auswärts und dann noch bei sonst so heimstarken Dresdnern fast keine Chance zuzulassen, das schaffen nicht viele Mannschaften.«
Eine gab's dann doch noch und die hätte in der 88. Minute durch Marco Vorbeck fast den Ausgleich bedeutet. Im Gegenzug sorgten zwei weitere Einwechselspieler für die Entscheidung: Freistoß Dusko Djurisic, Heber Hüzeyfe Dogan, 0:2. In der 86. Minute hatten Ndjeng, Brinkmann und Dogan (Latte) innerhalb weniger Sekunden drei Riesenmöglichkeiten vergeben, ebenso Ndjeng (61.).
Doch das störte am Ende niemanden. »Wir haben uns so präsentiert, wie man das tun muss, um erfolgreich zu sein«, sagte Stephan Maaß. Sein Trainer war nicht nur von der taktischen Umsetzung begeistert: »Ich bin stolz auf die Mannschaft, vor allem, wie sie den Ausfall von Müller weggesteckt hat. Das war nicht irgendein Ausfall, sondern der unseres Kapitäns und Vorbildes.«
Dass Müller am Sonntag gegen Offenbach auflaufen kann, ist unwahrscheinlich, Kickers-Trainer Hans-Jürgen Boysen hatte es der SCP aber auch so angetan: »Paderborn war eindeutig besser, allerdings habe ich Dresden auch noch nie so schlecht gesehen.«
Das war gestern aber auch und vor allem ein Verdienst des bisherigen »Lieblingsgegners«.

Artikel vom 26.09.2005