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Lafontaine und Gysi führen Linke

»Nur wichtig als Gemeinschaft«

Berlin (dpa). Ihre Wahl an die Spitze der neuen Bundestagsfraktion der Linkspartei war nur eine Formsache. Oskar Lafontaine bekam bei der konstituierenden Sitzung am Freitag in Berlin 94,4 Prozent, Gregor Gysi 92,6 Prozent.
Die Drei von der Linkspartei (v. li.): Die Freitag gewählten Fraktionsführer Gregor Gysi und Oskar Lafontaine mit Parteichef Lothar Bisky.

Linkspartei-Chef Lothar Bisky hat unterdessen allen Spekulationen über eine Unterstützung der SPD bei der Suche nach einer Regierungsmehrheit eine klare Absage erteilt. »Alle Spekulationen, dass wir mit der Fortsetzung dieses Kurses irgendeine Gemeinsamkeit hätten, sind verfehlt«, sagte Bisky am Freitag zum Auftakt der konstituierenden Sitzung der neuen Bundestagsfraktion der Linkspartei. Auch WASG-Vorstand Klaus Ernst wies Gerüchte über einen möglichen Übertritt von WASG-Kandidaten zur SPD als »erfunden« zurück.
»Im vorigen Jahr hätte ich eine solche Entwicklung für ausgeschlossen gehalten«, sagte Gysi mit Blick auf die 8,7 Prozent, die die Linkspartei bei der Bundestagswahl mit 54 Abgeordneten ins Parlament brachte. Jetzt stehe die Partei vor einer ganz neuen Situation. Erstmals gebe es eine ernst zu nehmende Linke neben der SPD.
»Wir sind wichtig«, rief der frühere PDS-Vorsitzende den Abgeordneten zu. Und fügte an: »Aber wir sind nur wichtig als Gemeinschaft.« Damit mahnte er einen schnellen Vereinigungsprozess mit der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) an. Nur der gemeinsame Wahlantritt habe den Erfolg beschert. Das strich auch WASG-Spitzenkandidat, Ex-SPD-Chef Lafontaine, heraus. Und auch er sagte: »Ich wusste vor ein paar Monaten auch nicht, dass ich noch einmal in den Ring steige.«
Rot-Grün abgewählt, Schwarz-Gelb nicht gewählt und die Grünen überrundet. Zwar wird ihre Linkspartei von den anderen Fraktionen im Bundestag wie ein »Schmuddelkind« behandelt, aber das ficht Gysi und Lafontaine nicht an. Als Doppelspitze werden sie von der Opposition aus ihren politischen Gegnern das Leben so schwer wie möglich machen. Beide sind begnadete Redner. Beide haben Rücktritte hinter sich, die ihnen heute übel genommen werden. Beide gelten inzwischen als Schreckgespenst für die etablierten Parteien und werden von diesen mit allen Mitteln bekämpft.

Artikel vom 24.09.2005