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Wenn der Starfighter den Himmel erobert...

Modellflugtag in Schröttinghausen rief Erinnerungen wach - Große Schau der kleinen Maschinen

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Schröttinghausen-Deppendorf (WB). Mit 280 Stundenkilometern düst der Starfighter F 104 über Bielefelds Himmel, schwenkt kurz Richtung Enger und rast dann auf Werther und den Altkreis Halle zu. Kommt der »Kalte Krieg« zurück? Mitnichten. Die Modellflugabteilung des SUS Schröttinghausen-Deppendorf hatte am Wochenende einmal mehr zum Modellflugtag an die Beckendorfstraße eingeladen.

FastÊ2000 Besucher verfolgten das Spektakel am Himmel. 78 Piloten aus der Region, aber auch aus Holland, Sachsen und Thüringen zeigten ihre Maschinen und ihr Können im Umgang mit der Fernsteuerung. Segelflugzeuge, Hubschrauber, Doppeldecker und Turbinenflugmodelle der verschiedensten und ausgefallensten Art sorgten für spannende Unterhaltung über und unter den vielfach besungenen Wolken.
»Man muss alles Mögliche beherrschen«, beschreibt Martin Schönbeck die Faszination eines Sportes, der Jung und Alt im geliebten Hobby vereint und den neutralen Beobachter immer wieder in Staunen versetzt. Der Abteilungsleiter Modellflug beim SUS zog die Fäden am Samstag und Sonntag. Jugendwart Sebastian Krämer gab Erläuterungen zu den einzelnen Flügen, verriet technische Details der aufsteigenden Maschinen.
Ein »Hingucker«: der Pitts-Doppeldecker »Albatros DVA«, Baujahr 1917. Manfred von Richthofen hat ihn im Original geflogen, Henry Elskamp (49) aus Nordhorn im Maßstab 1:3,4 nachgebaut. »Hier macht das offene und zwanglose Fliegen richtig Spaß«, lobt der Angestellte im öffentlichen Dienst die Schröttinghauser Wiese als ideales Start- und Landeareal in der Größe von 10000 Quadratmetern, das der SUS von zwei Landwirten angepachtet hat. »Das lieben die Piloten«.
Friedhelm Graulich vom MSC Petershagen ist so einer. Sein Starfighter F 104, den er zusammen mit Arno Donath nachgebaut hat, Êsieht so echt aus, dass man ihn in 200 bis 250 Meter Höhe kaum vom Original-Kampfjet unterscheiden kann. 140 Zentimeter Spannweite, 3,30 Meter LängeÊ und 14 Kilo (inklusive 3 Liter Kerosin) Gewicht - das beeindruckt die Experten. Alfred Frank hat mit der Turbine TJ-70/16 und 15 Kilogramm Schub bei 120000 Umdrehungen in der Minute für effektiven Antrieb gesorgt. Das pneumatische Einziehfahrwerk stammt aus Italien.
»Da werden Erinnerungen wach«, schwärmt Graulich. Seit 35 Jahren pflegt der 56-Jährige sein Hobby schon. Allein der Materialwert eines seiner Jets ist vergleichbar mit dem eines gebrauchten Mittelklassewagens, beträgt 8 000 Euro und mehr.
Und was ist, wenn so ein Flieger abstürzt? »Das kommt inzwischen relativ selten vor«, beruhigt Schönbeck. Grund: Man steuert die Flugmodelle auf der wenig benutzten Funk-Frequenz von 35 Megahertz. Da kommt es kaum zu Störungen. »Die Technik ist gut und die Piloten sind diszipliniert«, so der Chef der Modellflugtage, die erstmals vor 34 Jahren durchgeführt wurden. Wäre auch schade etwaÊ um den Hubschrauber BK 117 von Stephan (33) und Klaus Schomberg (58) oder den historischen Schulgleiter SG 38 - statt mit Seil im Kleinformat von einer Schleppmaschine in die Lüfte gehoben - von Gernot Bauer und Joachim Schröder. Ungewollt in den Acker bohrte sich lediglich Sonntag zum Abschluss der Flugtage ein DruckluftFlieger, wobei die »Schnauze« abbrach. Die Gäste blieben auch kulinarisch nicht unterversorgt. Und mit maximal 85 Dezibel hielt sich sogar der Lärm in Grenzen. Selbst beim Anflug der F 104...

Artikel vom 26.09.2005