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DDR-Untergrund-Humor

»Warum mit dem Kopf durch die Wand, Kamerad? Was willst du in der Zelle nebenan?«

Leitartikel
Die PDS und Lafontaine

Oft haben
Lügen
lange Beine


Von Rolf Dressler
Kommunisten sind Verwandlungskünstler. Sie erfinden sich immer wieder neu. Die Öffentlichkeit aber findet weitaus überwiegend nichts dabei. Die einen arg- los oder schlicht uninteressiert, die anderen, weil sie - namentlich hier in Deutschland - darauf ge- trimmt sind, bestimmte geschichtliche Wahrheiten politisch korrekt nur ausschnittartig wahrzunehmen. Nicht Erwünschtes wird im Zweifel ausgeblendet.
Nur so ist der smart-geschmeidige Höhenflug der PDSED und ihres West-Anhängsels WASG sogar bis hinein in den Deutschen Bundestag zu erklären. Dabei lässt sich schon jetzt an den fünf Fingern einer Hand abzählen, dass die Gysi/Lafontaine-Truppe sich die »Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit« schon bald gänzlich einverleiben wird. Denn in den Alt-Bundesländern hat die WASG als willfähriger Steigbügelhalter aus PDS-Sicht bereits ausgedient.
Und aufs Einverleiben versteht man sich ja bekanntlich bestens. Aus Erfahrung gut. Schließlich war die DDR-Praxis durchaus eine Schule fürs Leben. So etwas ver- lernen nur Vergessliche oder Vergangenheitsverdränger. PDS-Chef Gregor Gysi weiß sehr genau, wie's geht. Der (begründbare) Verdacht, der berüchtigten Stasi als Informeller Mitarbeiter (IM) hilfreiche Dienste geleistet zu haben, hängt ihm bis heute an. Seinem Ruf als Polit-»Medienstar« tut das aber keinerlei Abbruch.
Denn gerade im hiesigen alt-bundesrepublikanischen Westen Deutschlands wird manches so beiseitegeschoben, dass es einem den Magen umdreht. Nach jahrzehntealtem Tarnmuster lackierten sich die direkten Nachfolger der Staatsterror-Partei SED in »demokratische Sozialisten« um. Wieder verfängt dieser Trick. Und selbst der Begriff »Postkommunisten« scheint Gysi, Lafontaine & Co. eher zu schmeicheln als Kopfschmerzen zu verursachen.
Die Unwissenheit und Blauäugigkeit der anderen dürften der PDS also sehr willkommen sein. Kein Wunder, dass die PDS-Führung sich eine Überprüfung namentlich auch ihrer 54 Bundestagsabgeordneten auf eine frühere etwaige Stasi-Zuarbeit voller gespielter Empörung verbittet. Damit müsse »endlich Schluss sein«. Punktum.
Übrigens, ein gewisser Oskar Lafontaine, damals SPD, heute umjubelter Doppelspitzen-Mann der PDSED 2005, dröhnte und höhnte noch im Dezember 1989, im Angesicht der machtvollen Leipziger Montagsdemonstrationen für ein wiedervereintes Vaterland:
- »Wiedervereinigung? Welch historischer Schwachsinn!«
Und schon Wochen davor hatte ein gewisser Gerhard Schröder, heute als Postenkleber-Auslaufmodell verulkter »Pattex«-Kanzler, getönt:
- »Nach 40 Jahren Bundesrepublik Deutschland sollte man eine neue Generation nicht über eine Wiedervereinigung belügen. Es gibt sie nicht!«
Apropos Lüge: Ob Kommunismus oder Sozialismus - beide haben wahrlich genug Elend angerichtet. Es reicht für alle Zeit.

Artikel vom 27.09.2005