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Eine Mannschaft ohne Herz

Der angeschlagene Petr Gabriel vermisst im Team den Zusammenhalt

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Arminia im Frühherbst 2005. Konzept- und ideenlos taumelt der Bundesligist den Abstiegsplätzen entgegen. Auch nach dem siebten Spieltag lässt die Truppe von Trainer Thomas von Heesen das notwendige Zusammengehörigkeitsgefühl vermissen.

»Diese Niederlage gegen Gladbach war erneut ein großer Rückschritt«, bilanziert DSC-Präsident Hans-Hermann Schwick. Wo sind sie geblieben, die Spielertypen, die die Ärmel aufkrempeln und eine Partie aus dem Feuer reißen können? Der Kopf der Mannschaft steht mit Mathias Hain zweifellos im Tor. »Matze kann leider nicht im Mittelfeld die Anweisungen geben. Dafür ist er zu weit weg«, bedauert von Heesen. Auch der Trainer ist enttäuscht, dass die Hierachie im Team auf dem Platz noch nicht sichtbar wird. Michael Fink könne eine Führungsrolle spielen, sagt von Heesen und sinniert: »Er ist auf einem guten Weg, traut sich aber noch nicht so richtig, weil er noch sehr jung ist.« Andere Namen fallen ihm derzeit nicht ein.
Eine Mannschaftsführung muss sich zweifellos entwickeln. »Das Miteinander funktioniert noch nicht«, hat der ehemalige »Führungsspieler« Thomas von Heesen längst erkannt. Und er sieht sich mit Arminias Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig einig: »Dass wir augenblicklich kein Spiel gewinnen, liegt in erster Linie daran, dass auf dem Rasen niemand den Ton angibt.«
Anderthalb Führungsspieler (Hain/Fink) sind offensichtlich zu wenig, um die mentalen und verbalen Schwächen ausmerzen zu können. Auch in diesem Punkt fehlen die verletzten Gabriel, Kauf, Vata und der nicht berücksichtigte Dammeier an allen Ecken und Kanten. Das »Schweigen der Lämmer« wurde Arminia jetzt erneut zum Verhängnis.
Ziemlich bedröppelt kam Petr Gabriel aus der Mannschaftskabine. »Ich bin sauer auf mich selbst, weil ich den Kollegen derzeit nicht helfen kann«, sagt der Tscheche. Auch er hat längst erkannt: »Es fehlt das Herz der Mannschaft. Matze Hain allein kann es nicht richten.« Petr Gabriels Empfehlung: »Es gibt nur einen Weg zum Erfolg. Und der führt nur über den Zusammenhalt.«
Zudem rügt der verletzte Abwehrchef die momentane Einstellung. »Wir gewinnen zwar gegen Mainz, spielen aber gegen nicht überzeugende Stuttgarter und sehr schwache Kaiserslauterer nur Unentschieden. Die Mannschaft ist dennoch zufrieden, vergisst dabei aber, dass sie jeweils zwei Punkte liegen ließ.«
Ebenso deutliche Worte findet Kapitän Mathias Hain, der als einziger Akteur nach der Partie Courage zeigt und sich der Presse stellt: »Das, was wir heute geboten haben, ist nicht unser Anspruch und war auch nicht bundesligareif.« Den Willen zur Leistung spricht er den Kollegen zwar nicht ab, schränkt aber ein: »Sie werfen diese Tugend aber nicht in die Waagschale.« Hains Versprechen macht Hoffnung: »Dieser katastrophale Aussetzer wird sich nicht wiederholen.«

Artikel vom 26.09.2005