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Kirchen halten
Solidarität hoch

Superintendent Dutzmann im Amt

Von Dietmar Kemper und
Peter Reineke (Foto)
Detmold (WB). Das Land Nordrhein-Westfalen »braucht die Kirchen heute mehr denn je«. Als »zentraler Ort von Solidarität in unserer Gesellschaft« seien sie unverzichtbar, sagte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) am Samstag bei der Verabschiedung des Superintendenten der Lippischen Landeskirche, Gerrit Noltensmeier.
Jürgen Rüttgers (r.) und Bischof Wolfgang Huber (l.) wünschen Thomas Dutzmann Gottes Segen.

Dessen Nachfolger Martin Dutzmann wurde bei einem Festgottesdienst in der Erlöserkirche in sein Amt eingeführt, das er zum 1. Oktober antreten wird. Mit Blick auf den Weltjugendtag in Köln stellte Ministerpräsident Rüttgers eine »bemerkenswerte Rückkehr zum Religiösen« fest. Immer mehr Menschen würden die herrschende Werte-Beliebigkeit nicht länger als Freiheit begreifen, sondern sehnten sich nach Orientierung, wie sie das christliche Menschenbild ermögliche.
Der neue Landessuperintendent Martin Dutzmann betonte in seiner Predigt: »In unserer pluralistischen, individualistischen und weithin traditionsvergessenen Gesellschaft, in der alles gleich gültig und damit alles gleichgültig zu werden droht, muss den Menschen geholfen werden, sich zurecht zu finden.« Dies zu leisten, sei »die vornehmste Aufgabe der Kirche«. Dutzmann wurde in Essen geboren, ist 49 Jahre alt und hat sich als Vorsitzender des Strukturausschusses der Evangelischen Kirche im Rheinland intensiv mit der Frage nach Leitbildern für die Kirche der Zukunft beschäftigt.
Dutzmann kündigte an: Die Lippische Landeskirche werde Einspruch erheben, wenn ausgerechnet die Schwachen die Kosten für den Umbau des Sozialstaates tragen sollen, wenn Wirtschaftsstrukturen Menschen in anderen Erdteilen knechten. Vorgänger Gerrit Noltensmeier setzte sich fast 20 Jahre lang in leitender Funktion für die Belange der Lippischen Landeskirche und ihrer 200 000 Mitglieder ein: als Präses der Landessynode und seit neun Jahren als Landessuperintendent.
Mit »unverwechselbarer Formulierungskunst« habe Noltensmeier dem »reformatorischen Glauben verbindlichen Ausdruck und besonderen Glanz verliehen«, lobte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber. Zur Verbreitung des Glaubens sei Noltensmeier auf Campingplätze und in Kliniken gegangen, habe Bibelpakete für Schulen und Kindergärten geschnürt und die Kraft von Kunst, Musik und Literatur eingesetzt. Noltensmeier geht zum 1. Oktober in Ruhe, arbeitet aber im Rat der EKD weiter. Noltensmeier stehe für »reformiertes Profil und evangelische Klarheit«, sagte der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß. Zwischen Lippe und Westfalen herrsche ein fruchtbarer »kleiner Grenzverkehr in theologischen und pastoralen Fragen«.

Artikel vom 26.09.2005