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Wendelin Wiedeking

»Wir wollen mit diesem Engagement unsere Planungen langfristig absichern.«

Leitartikel
Strategischer VW-Einstieg

Porsche
sichert die
Zukunft ab


Von Wolfgang Schäffer
Porsche und VW - die beiden Marken sind seit jeher eng miteinander verbunden. Dass die beiden Autobauer nun noch näher zusammenrücken, hat strategische Gründe. Es geht letztlich darum, die Voraussetzungen zu schaffen, um sich zukünftig im Wettbewerb zu behaupten.
Erfahrungen in dieser Hinsicht haben die Partner ausreichend gesammelt. Es war kein Geringerer als Ferdinand Porsche, der den legendären Käfer schuf und damit sein Lebenswerk krönte. Die Arbeit des genialen Konstrukteurs zahlte sich aber nicht nur in Ruhm für ihn aus. Immerhin musste VW bis 1972 Lizenzgebühren für jeden gebauten VW an die Familie Porsche zahlen. Zudem war der Käfer auch Grundlage für die späteren Renner aus Zuffenhausen.
Die engen Verbindungen zwischen den Unternehmen sind bis heute nie abgerissen. Das zeigt sich gerade auch am Beispiel des Porsche Cayenne und des VW Touareg, die sich unter anderem die Plattform oder auch den Sechszylinder teilen. Just kündigten beide Autobauer an, gemeinsam das Thema Hybrid-Technologie anzugehen. Die partnerschaftlichen Entwicklungs-Projekte sind das eine. Daneben aber ist Volkswagen zu einem bedeutenden Lieferanten für etwa 30 Prozent des Absatzvolumens von Porsche geworden.
Diese Geschäftsbeziehungen gilt es abzusichern, damit die Sportwagenschmiede weiterhin auf der Erfolgswelle schwimmen kann. Die Kasse der Schwaben jedenfalls ist gut gefüllt. Die Jahr für Jahr neuen Absatz-, Umsatz- und Gewinnrekorde - aktuell dürften es wieder eine Milliarde Euro Gewinn vor Steuern sein - haben zu einer Barschaft geführt, die bei mehr als drei Milliarden Euro liegt. Just dieser Betrag dürfte notwendig sein, um die angekündigten 20 Prozent Aktienanteil der Wolfsburger zu erwerben. Liquiditätsprobleme wird es also wegen des Einstiegs nicht geben.
Dafür aber die Sicherheit, dass VW auch nach der bevorstehenden Aufhebung des VW-Gesetzes durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes keine feindliche Übernahme zu befürchten hat. Würde es dazu kommen, wäre nämlich eine Zerschlagung des Konzerns zu befürchten. Tausende von Arbeitsplätzen ständen dann möglicherweise in Deutschland auf der Kippe.
Und genau das wollen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein Aufsichtsrat möglichst verhindern. Gerade hat Wiedeking angekündigt, mit der neuen Baureihe »Panamera« (Start 2009) 1000 neue Arbeitsplätze zu schaffen und zudem das Gütesiegel »Made in Germany« zu stärken.
Der Einstieg sollte auch bei den VW-Beschäftigten für mehr Sicherheit sorgen. Sie dürfen nach Zugeständnissen des Betriebsrates zudem von 2007 an auch den neuen Geländewagen des Konzern bauen. Der Boden für die Zukunft ist also bereitet.
Sicherlich auch mit kräftiger Beteiligung von Ferdinand Piëch. Der ehemalige VW-Chef steht heute dem Porsche-Aufsichtsrat vor. Und der gab schließlich grünes Licht für die Beteiligung.

Artikel vom 26.09.2005