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Mineralwasser der
Region kaufen

Carolinen Brunnen gegen Aldi

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Der Bielefelder Mineralwasser- und Erfrischungsgetränkehersteller Carolinen Brunnen ist zum Wegbereiter einer neuen Imagekampagne der Branche geworden. Heute entscheidet der Marketingausschuss des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen in Bonn darüber, ob die Werbeaktion »Treue schafft Arbeitsplätze« firmenübergreifend wiederholt wird.

Die Initiative von Carolinen Brunnen sei ein »nachahmenswertes Vorbild«, sagte Verbandssprecher Arno Dopychai dieser Zeitung. Zwischen Mitte Juli und Mitte August hatte das Bielefelder Unternehmen 3,5 Millionen Etiketten mit der Aufschrift »Treue schafft Arbeitsplätze« auf die Rückseite von Flaschen der umsatzstärksten Produkte geklebt. Damit sollte das regionale Bewusstsein der Kunden geschärft werden. Bei Carolinen Brunnen sind 140 Männer und Frauen beschäftigt, die 340 Millionen Liter im Jahr in Flaschen abfüllen.
»Wir haben zwar kein Absatzplus verspürt, aber die Aktion ist bei den Kunden auf ein sehr positives Feedback gestoßen«, fasste Geschäftsführerin Heike Wüllner zusammen. Sie hat das Gefühl, dass es gelungen ist, »das Bewusstsein für Unternehmen in der Region zu wecken«. Wüllner wird heute den Mitgliedern des Marketingausschusses das Konzept und die Durchführung der Kampagne »Treue schafft Arbeitsplätze« erläutern.
Das Aufrütteln steht der Branche mit 230 Firmen, 500 Marken und 15 000 Beschäftigten gut zu Gesicht, denn sie leidet unter der Macht der Discounter. Aldi und Lidl haben fast 40 Prozent der Marktanteile bei Wasser und mehr als 40 Prozent bei den sonstigen Erfrischungsgetränken erobert. »Als Anfang 2003 Mineralwasser pfandpflichtig wurde, haben die Discounter ihre eigenen Flaschen geschaffen und die kostengünstigen Insellösungen ausgenutzt«, sagte Arno Dopychai. Weil die PET-Flaschen nur bei ihnen abgegeben werden können, hätten Aldi und Co. somit gleichzeitig ein treffliches Kundenbindungsinstrument zur Verfügung. Gegen solche Großkonzerne hätten es mittelständisch strukturierte Mineralbrunnen schwer, betonte der Verbandssprecher: »Wir haben noch zahlreiche Familienunternehmen, die viel Herzblut in ihre Produkte stecken.«
Die Werbekampagne von Carolinen Brunnen habe nichts mit falschem Patriotismus oder der Absage an weltumspannenden Handel zu tun, sondern rege das Nachdenken über die Konsequenzen des eigenen Einkaufsverhaltens an. Dopychai: »An der regionalen Wirtschaft hängt mehr als nur meine persönliche Versorgung. Es geht um Arbeitsplätze, Gewerbesteuern und damit auch um die Infrastruktur vor der Haustür.« Außerdem könne Angebotsvielfalt nur garantiert werden, wenn auch kleinere Mineralbrunnen überleben: »Bei den Discountern gibt es nur eine Mineralwassermarke«. Die Kampagne von Carolinen Brunnen sei in der Geschichte des Verbandes einzigartig und habe sich bei den Mitbewerben schnell herumgesprochen.

Artikel vom 26.09.2005