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»Wollen uns oben festbeißen«

Basketball-Regionalliga: TSVE hat im Spitzenspiel den Titelanwärter zu Gast

Von Franz Braun
Bielefeld (WB/fbr). Das ist ein Basketball-Samstag so ganz nach dem Geschmack der Anhänger dieser Sportart. Zunächst kommt es ab 17 Uhr in der Helmholtzhalle zum Regionalligaderby zwischen dem TSVE und der SV Brackwede. Drei Stunden später (ab 20 Uhr) folgt der nächste Knaller in der Sporthalle der Carl-Severing-Schule I. Dort prallen die beiden ungeschlagenen Erst-Regionalligisten TSVE und Schwelmer Baskets aufeinander. Eine volle Halle ist garantiert, denn es wurden von den Gästen schon 200 Eintrittskarten reserviert.

Vielen Kennern der Szene dürfte dieser Verein noch als Union Schwelm bekannt sein. Unter diesem Namen gingen die Akteure in der vergangenen Saison noch in der 1. Bundesliga an Start. Entsprechend verfügt der Club noch über eine Fan-Gemeinde. Die ist richtig »heiß« auf das Match in der Stadt am Teuto. Im Internet-Forum der Schwelmer lautet das Motto: »Auf nach Bielefeld«. Die Fans haben ein Gespür dafür, dass ihre Mannschaft Unterstützung braucht. »Das wird ein ganz schweres Match. Die 40 Minuten werden zeigen, ob wir unseren Ambitionen (Titelanwärter) gerecht werden können«, ist im Internet zu lesen. Die Dolphins sind nach den zwei souveränen Startsiegen, gegen gegen den ebenfalls stark einzuschätzenden UBC Münster (108:94) und die Krefeld Panthers (117:106) mehr in den Blickpunkt gerückt. Die Konkurrenz schaut ungläubig und hat Respekt vor den Dolphins.
»Die Bielefelder haben ein sehr offensiv-starkes Team. Die bisherigen 225 Punkte sprechen für sich. Die beiden US-Boys David Bunts, Maurice McLemore, Nordin Chaddadi und Maik Mertens sind hervorragende Offensivkräfte. Hinzu kommt noch ihr neuer serbische Center Dejan Zvjetkovic. Mit dem TSVE kommt sicher die bisher schwierigste Aufgabe auf uns zu«, erklärt der Schwelmer Pressesprecher Andreas Schweer. Er lässt sich durch die bescheidenen Saisonziele der Dolphins (einstelliger Tabellenplatz) nicht blenden. »Die Fakten sprechen eher eine andere Sprache«, meint Schweer. Trotzdem werde die Mannschaft alles dafür geben, um ungeschlagen in das am folgenden Wochenende steigende Heimspiel gegen den Aufstiegsanwärter SVD Dortmund zu gehen.
Ebenso wie der Gastgeber TSVE kann der Schwelmer Coach Gwidonas Markevicius mit Colin Orland und Avery Eric auf zwei neue US-Boys zurückgreifen. Der 1,83m große Aufbauspieler Avery (sechs Dreier im letzten Match gegen Waltrop) kommt vom Withworth-College, mit dem er zwei Jahre lang in derselben Division gespielt hat, in der auch Neuzugang Colin Oriard aktiv waren. Erstmal spielen Oriard und Avery nun in Schwelm zusammen in einem Team. »Eric und Colin geben unserem Team in der Tiefe mehr Qualität. Sie passen menschlich sehr gut zu uns«, lobt der Schwelmer Coach Markevicius.
Neben den beiden Amis bilden hauptsächlich junge, talentierte Spieler die Schwelmer Front, aber auch ein alter Bekannter geht für die Baskets auf Korbjagd. Vor zwei Jahren lief der blonde Riese Markus Kück noch im Schalker Dress in Bielefeld auf. In diesem Jahr hat Kück in Schwelm angeheuert. Der 2,05 Meter große Flügel- und Centerspieler ist ein sehr erfahrener Spieler, der jahrelang in der Bundesliga aktiv war.
Aus diesem Grunde gehören die Schwelmer Baskets auch bei den so genannten Experten zu den Titelanwärtern. »Wir haben Respekt, aber keine Angst. Es ist ein schweres Match, doch wir haben ein Heimspiel und wollen unseren Fans einen Sieg schenken«, zeigt Teammanager Maik Mertens die Zielsetzung auf. Man wolle sich »oben festbeißen«, um eine Wiederholung der vergangenen Serie zu vermeiden. Auch damals starteten die Dolphins mit 4:0-Punkten, um dann gegen Salzkotten zu verlieren. Das war praktisch der Anfang vom Ende, verabschiedete sich das Team mit einer Niederlagenserie vom oberen Tabellendrittel.
Das scheint bei der Qualität des Kader diesmal ausgeschlossen zu sein, doch eine Garantie auf einen Erfolg kann auch Mertens nicht geben. »Wir wollen in diesem Jahr eine völlig andere Serie spielen. Dabei spielt das Ergebnis gegen Schwelm keine Rolle. Es besteht die große Chance für uns, in Bielefeld mehr Interesse für den Basketballsport zu wecken. Das hängt nicht von der Partie gegen Schwelm allein ab. Entscheidend ist das Gesamtbild«, macht Mertens deutlich.
Die Dolphins-Fans dürfen sich nicht nur auf ein sicherlich spannendes und attraktives Basketballspiel freuen, sondern auch auf einen großen Blonden. Zum ersten Mal wird Neuzugang Dejan Zvjetkovic das BiTel-Logo auf der Brust tragen. Dejan soll die nach wie vor präsente Lücke unterm Korb schließen und damit den TSVE vor allzu großer Foulproblematik (so geschehen in den ersten beiden Partien) schützen. »Mit ihm gewinnt unser Spiel an Variabilität, kann Nordin Chaddadi auch mal auf den Flügel ausweichen«, meint Teammanager Mertens.
Auch auf Dirk Nowitzky & Co brauchen die Fans nicht verzichten. Sollte die deutsche Nationalmannschaft das EM-Halbfinale erreichen, dann können die Fans ab 21 Uhr auf einer Großleinwand in der Carl-Severing-Halle das Spiel verfolgen. Zumindest die zweite Halbzeit, denn um 21 Uhr läuft noch das Spitzenduell zwischen dem TSVE und den Dolphins. Dies dürfte sicherlich ebenso spannend und interessant werden wie das Halbfinale der deutschen Fünf, wenn sie denn am Freitagabend die Hürde Viertelfinale nimmt.

Artikel vom 24.09.2005