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Bundesweiter Streiktag:
Ärzte legen Arbeit nieder

Theo Windhorst: Mit Überstunden Kliniken subventioniert

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Minden (WB). Der Ärztestreik in Deutschland weitet sich aus: Am Mittwoch, 19. Oktober sind bundesweite Streiks und Proteste vor dem Landtag in Düsseldorf, in Hamburg, Dresden oder Leipzig sowie Hannover geplant.
Theo Windhorst: Patientenversorgung in Gefahr.
Allein in Düsseldorf werden mehrere 1000 Ärzte erwartet, darunter 1000 aus Baden-Württemberg. Bereits am 6. September waren mehr als 5000 Ärzte zu einem zentralen Streik- und Protesttag nach Stuttgart gekommen.
Am 19. Oktober hat der Marburger Bund nicht nur die Ärzte in den Universitätskliniken und Landeskrankenhäuser, sondern auch alle Mediziner der kommunalen Krankenhäuser zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Durch Notdienste sei die Patientenversorgung aber gesichert, sagte der Pressesprecher des Marburger Bundes, Michael Helmkamp, dieser Zeitung.
In Ostwestfalen-Lippe haben jüngst 30 Klinikärzte aus Minden, Lübbecke, Rahden, Bad Oeynhausen und Herford die Forderung einer leistungsgerechten Vergütung ihrer Tätigkeit bekräftigt. Die Klinikärzte hätten in den vergangenen Jahren mit mehr als 50 Millionen unbezahlten Überstunden die Krankenhäuser subventioniert, sagte der Mindener Bezirksvorsitzende des Marburger Bundes, Prof. Wolf-Dieter Reinhold.
Die Forderung nach einem Gehaltsplus von 30 Prozent für Ärzte zeige überdeutlich, wie sehr die Krankenhausärzte in den vergangenen Jahren von den übrigen Gehaltsentwicklungen für Akademiker abgekoppelt worden seien. Krankenhausärzte hätten nach Angaben des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) seit 1993 bis heute Gehaltsverluste von siebeneinhalb Prozent erlitten. Gleichzeitig vergrößere sich der Abstand zu anderen, vergleichbaren akademischen Berufsgruppen, deren Gehalt um sechs Prozent gestiegen sei. »Weil im Ausland deutlich höhere Arztgehälter angeboten werden, kehren immer mehr Klinikärzte Deutschland den Rücken«, betonte der Bielefelder Bezirksvorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Theo Windhorst. Diese Entwicklung müsse gestoppt werden, sonst gerate die Patientenversorgung in Gefahr. Derzeit könnten allein in NRW 850 freie Arztstellen in Kliniken nicht besetzt werden.

Artikel vom 24.09.2005