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Ein Doktorhut
aus Tashkent
als »Souvenir«

Ehrung für Dr. Mathias Löhnert

Brackwede (WB/oh). Wie kommen der Chefarzt der chirurgischen Klinik der »Rosenhöhe« und seine Ehefrau nach Usbekistan? Ganz einfach: Sie hatten zuvor ein Hilfsprojekt für kranke usbekische Kinder organisiert.

Jetzt wollten sich Privat-Dozent Dr. Mathias Löhnert und Dr. Dr. Susanne Löhnert, ebenfalls Ärztin und niedergelassene Zahnärztin in Bielefeld, persönlich ein Bild von der Situation in diesem Land sowie vom richtigen Einsatz der zuvor über die internationale Hilfsorganisation »Tovarishch - Hilfe für Kinder e. V.« gespendeten medizinischen Hilfsmittel im Wert von 100000 Euro machen.
Zuvor waren Löhnerts vom Botschafter der Republik Usbekistan in Berlin, bei einem Besuch der »Rosenhöhe« im Juni - das WESTFALEN-BLATT berichtete - zu einem Gegenbesuch eingeladen worden.
Vor knapp zwei Wochen reisten das Mediziner-Ehepaar, Honorarkonsul Dr. Dieter Kindermann, der »Tovarishch«-Vorsitzende Hans-Dieter Meyer, sowie der Hildesheimer Unternehmer Andreas Lenz für vier Tage in die usbekische Hauptstadt Tashkent.
Die Delegation wurde dort als Gast der Regierung empfangen und hatte die Gelegenheit, in Tashkent staatliche Waisenheimen, Heimen für geistig behinderte Kinder sowie Spezialschulen für sehbehinderte und blinde Kinder und eine Vielzahl von Krankenhäusern zu besichtigen. Besonders die beiden Brackweder Mediziner der Delegation waren beeindruckt vom medizinischen Versorgungsstand.
»Denn obwohl es in Usbekistan an modernen Geräten und Instrumenten überall mangelt, ist die medizinische Versorgung angesichts der Umstände gut«, berichtete Chefarzt Löhnert jetzt nach der Rückkehr gegenüber dem WESTFALEN-BLATT.
Unabhängig von finanziellen Bedingungen und Herkunft der Kinder stünden Spezialeinrichtungen allen Kindern offen. Die Ärzte hätten ein gutes Ausbildungsniveau. Allerdings gebe es nicht genug Ärzte, um alle Kinder versorgen zu können. Dr. Löhnert: »Besonders behandlungsbedürftige Kinder werden deshalb von 15 Krankenwagen "aufgesammelt", die durch Usbekistan fahren und wie ein Ambulatorium die kleinen Patienten, die unbedingt in die Hauptstadt zur weiteren Behandlung müssen, mitnehmen.«
Diese Krankenwagen stammen aus den neunziger Jahren und waren damals eine Spende der deutschen Daimler-Benz AG. Aufgrund der extremen Beanspruchung seien aber mittlerweile ihre Leistungsgrenzen überschritten, Ersatzteile nicht mehr lieferbar.
Der letzte Tag in Usbekistan war vorwiegend dem Austausch von Erfahrungen gewidmet. »Vormittags hielten wir Vorträge an der Tashkenter Universität«, berichtet Chefarzt Löhnert. Während seine Ehefrau Susanne gemeinsam mit tashkenter Kieferchirurgen und plastischen Chirurgen Kinder mit Spalterkrankungen von Mund, Kiefer und Gesicht untersucht und mit den usbekischen Spezialisten Behandlungsmethoden diskutiert habe, habe er selbst vor führenden zentralasiatischen Kapazitäten der Chirurgie, Kinderchirurgie, Kinderheilkunde und Onkologie im Rahmen eines videounterstützen Vortrages die neuesten Behandlungsmethoden für Darm- und Enddarmerkrankungen vorgestellt.
Eine besondere Ehrung für den engagierten Brackweder Mediziner hatte die Universität als überraschenden Schlusspunkt der Veranstaltung vorbereitet. »Meine Frau und ich bekamen Samtgewänder mit aufwändiger Brokatstickerei angelegt«, sagt Dr. Mathias Löhnert. »Und dann wurde mir von der Medizinischen Fakultät der Ehrendoktortitel der Tashkenter Universität verliehen«.
Doch damit ist das Engagement der beiden Mediziner für Usbekistan nicht beende. Folgende Hilfsprojekte sind unter anderem geplant: Im Oktober wird ein schwer erkrankter Junge im Klinikum Rosenhöhe operiert. Zudem sollen von deutschen Hilfsverbänden gebrauchten Krankenwagen als Ersatz der maroden Wagen in Usbekistan gekauft werden.

Artikel vom 24.09.2005