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Wohlige Wärme aus dem Wald

Bielefelder sammeln Holz zum Heizen - nicht immer auf legalem Wege

Bielefeld (hu). Die Preise für Öl und Gas klettern stetig nach oben - und damit auch die Heizkosten. Immer mehr Bielefelder steigen deswegen auf Holz als Energieträger um, das sie aus den Bielefelder Wäldern holen - nicht immer auf ganz legale Weise.

Wer mit Holz heizen will, bekommt dies unter anderem bei der städtischen Forstverwaltung. Dort kann eine so genannte Selbstwerbungsberechtigung - früher hieß diese Holzsammelschein - beantragt werden. »Wir weisen den Inhabern eines solchen Scheines ein Waldgebiet zu. In diesem dürfen sie dann Holz sammeln, das von uns industriell nicht mehr verwendet werden kann«, erklärt Volker Brekenkamp, Leiter der Forstverwaltung.
In der Regel sind dies Äste und Stämme, die unter der so genannten Derbholzgrenze liegen, also einen Durchmesser von weniger als sieben Zentimeter haben. Pro Raummeter Buchenholz oder vergleichbarem Holz, der aus dem Wald geholt wird, müssen 15 Euro an die Forstverwaltung bezahlt werden. Etwa 10 000 Kubikmeter Holz im Wert von 400 000 Euro schlägt die Forstverwaltung selbst pro Jahr ein, 2500 Kubikmeter davon im Auftrag der Stadtwerke.
Etwa 350 Selbstwerbungsberechtigungen pro Jahr erteilt Brekenkamps Behörde. Doch immer wieder erwischen er und seine Mitarbeiter auch Bürger, die ohne Berechtigung Holz aus dem Wald holen. Etwa ein Dutzend würden jährlich entdeckt. Doch wenn im Oktober wieder die Saison beginnt, in der Bäume gefällt werden, geht Brekenkamp angesichts gestiegener Energiekosten davon aus, dass diese Zahl wächst. »Damit rechnen wir.«
Zu kontrollieren ist das illegale Holzsammeln für die Behörde jedoch nur schwer. Insgesamt 2560 Hektar Waldfläche bewirtschaftet das städtische Forstamt - verteilt auf 650 Einzelflächen. Die alle im Blick zu haben, sei nicht möglich, so Volker Brekenkamp. Doch sicher sollten sich Holzdiebe deshalb trotzdem nicht fühlen. »In einer relativ dicht besiedelten Fläche wie der Stadt Bielefeld gibt es immer Anwohner oder Passanten, die illegales Holzsammeln beobachten können.«
Wer auf legalem Weg Holz sammeln möchte, kann die Genehmigung dazu bei der städtischen Forstverwaltung (Tel. 51-3683, dienstags und freitags von 7 bis 8 Uhr) beantragen. Wichtige Voraussetzung, um die Sammelgenehmigung zu erhalten, ist ein Sachkundenachweis im Umgang mit einer Motorsäge. »Ohne können wir aus Sicherheitsgründen keine Erlaubnis erteilen. Wir informieren jedoch darüber, wo ein solcher Sachkundenachweis erworben werden kann«, betont Brekenkamp.
Ein weiterer Ansprechpartner ist das Forstamt Bielefeld (Tel. 96 48 30), das private Waldbesitzer vermittelt, die Holz verkaufen.
Auf eines müssen sich alle, die Öl und Gas sparen wollen, jedoch einstellen, erklärt Brekenkamp. »Mit Holz aus dem Wald zu heizen, das macht eine Menge Arbeit.«

Artikel vom 23.09.2005