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Handel gehen
Reserven aus

Konjunkturumfrage der IHK

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Einzel- und Großhandel in Ostwestfalen hoffen sehnsüchtig auf die Wende zum Besseren. Nur noch 14 Prozent der Betriebe schätzen ihre Geschäftslage als gut ein, ergab die Herbstkonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen.
Reinhard Dieter Wolf leitet den Handelsausschuss.

»Der langsame Aufwärtstrend der vergangenen zwei Jahre gerät ins Stocken«, stellte der Vorsitzende des IHK-Handelsausschusses, Reinhard Dieter Wolf, fest und erklärte: »Bei über 40 Prozent der Handelsunternehmen hat sich die Ertragslage verschlechtert, die Reserven sind weitgehend aufgezehrt.« Der Stellenabbau setze sich im laufenden Jahr fort, allerdings sei bei »vielen Firmen die Grenze des Machbaren erreicht«. Weil die verbliebenen Mitarbeiter unverzichtbar seien, rechne nur noch jedes fünfte Unternehmen mit sinkenden Beschäftigtenzahlen, sagte Wolf. Die Politiker in Berlin forderte er auf, »Ideologie, persönliche Eitelkeit und Machtgelüste hintan zu stellen« und die notwendigen Impulse für mehr Kaufkraft der Verbraucher zu geben.
Bei der Herbstkonjunkturumfrage ermittelte die IHK auch die Stimmung im Dienstleistungssektor. 938 Unternehmen, 372 aus dem Handel und 566 Dienstleister, gaben ihre Einschätzung ab. Bei ihnen sind 47 450 Männer und Frauen in Lohn und Brot. Im Vergleich zur letzten Herbstumfrage habe sich die Stimmung eingetrübt, bedauerte der Vorsitzende des Dienstleisterausschusses der IHK, Reinhold Prohaska. Der Konjunkturklima-Indikator, also der Mittelwert aus aktueller Lage und den Zukunftserwartungen, sank von 119 auf 108. Lediglich 18 Prozent der Dienstleister stufen ihre Situation als gut ein.
Allerdings klagen nicht alle: Während Soft- und Hardware-Spezialisten, Personalserviceagenturen und Unternehmensberater gut dastehen, haben es Immobilienmakler und Verkehrsgewerbe schwer. Der Wohnungsbau liegt brach, Spediteure wiederum beklagen wachsenden Kostendruck und sinkende Gewinne durch die Lkw-Maut und die hohen Dieselpreise. Bei den Assekuranzunternehmen kehre nach der Goldgräberstimmung des vergangenen Jahres, als reihenweise noch steuerfreie Lebensversicherungen verkauft wurden, jetzt wieder Normalität ein, berichtete Reinhold Prohaska. Die Beschäftigtenzahl im Dienstleistungssektor sei konstant, fast ein Fünftel der Betriebe wolle zusätzlich einstellen. Zum 1. Januar 2005 zählte die IHK 34 000 Handelsbetriebe und 45 000 Dienstleistungsunternehmen in ihrem Mitgliederbestand.

Artikel vom 23.09.2005