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Architekt zeigt
sich selbst an

Streit um angebliches Schwarzgeld

Von Hubertus Hartmann
Marsberg (WB). Ein schmuckes Einfamilienhaus im Marsberger Stadtteil Meerhof ist vor einem halben Jahr verkauft worden. Doch jetzt ist zwischen dem alten und dem neuen Besitzer ein heftiger Streit entbrannt. Niemand weiß, wem das Objekt im Moment gehört. Von Schwarzgeld, Morddrohungen und Wildwest-Methoden ist plötzlich die Rede.
Architekt Tobias Feldkamp
verkaufte sein Haus.

Tobias Feldkamp, Architekt und Bauunternehmer, hatte das sonnendurchflutete Gebäude 2001 als Musterhaus errichtet und mit seiner Familie bewohnt. Doch die Geschäfte liefen schlecht. 2002 schloss er die Firma, inzwischen hat der 34-Jährige auch Privatinsolvenz angemeldet. Das Haus ging an ein befreundetes Paar. Der Notar beurkundete einen Kaufpreis von 180 000 Euro. »Wir hatten aber vereinbart, dass 80 000 inoffiziell und bar fließen sollten, um Steuern und Gebühren zu sparen«, behauptet Feldkamp. Dieses Geld habe er trotz bereits erfolgter Grundbuchumschreibung nie bekommen. Er zeigte sich selbst bei der Steuerfahndung an, zog mit seiner Ehefrau und drei kleinen Kindern zu Verwandten - »weil meine Familie und ich massiv bedroht worden sind«.
»Wenn Schwarzgeld im Spiel war, ist das Geschäft null und nichtig«, glaubt Feldkamps Rechtsanwalt Günter Ernst aus Warburg. Die Käufer versichern indes, von einer zusätzlichen Barzahlung sei nie die Rede gewesen. Ihr Rechtsanwalt, Dieter Cramer aus Paderborn, reichte Räumungsklage beim Landgericht Arnsberg ein. Obwohl es noch kein Urteil gibt, schritten die neuen Besitzer vorgestern zur Tat. Sie ließen kurzerhand die Schlösser aufbohren, räumten das Haus vom Keller bis zum Boden aus und ließen den gesamten Hausrat aus Möbeln, Kleidung, Spielzeug und Akten in Brilon einlagern. »Das ist unser Haus, und wir sind im Recht«, verteidigt die Käuferin ihre Aktion.
Für Rechtsanwalt Ernst eine »illegale Hausbesetzung in Wildwest-Manier«. Er beantragte gestern eine einstweilige Verfügung auf Heraushabe der Immobilie an seinen Mandanten.
Die von Tobias Feldkamp alarmierte Polizei sah keinen Anlass zum Einschreiten. »Die Leute stehen im Grundbuch, nach unserem derzeitigen Kenntnisstand handelt es sich eher um eine zivilrechtliche Angelegenheit als um einen Straftatbestand«, meint Gregor Mertens von der Marsberger Polizei.
Die beiden streitenden Parteien bezichtigen sich jetzt gegenseitiger Bedrohung und körperlicher Angriffe. Rechtsanwalt Cramer betreibt sogar Feldkamps Einweisung in die geschlossene Psychiatrie. »Der ist eine Gefahr für sich und andere und hat gedroht, alles in die Luft zu jagen«, begründet der Jurist seinen Antrag.
Jetzt sind die Gerichte am Zug.

Artikel vom 23.09.2005