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Opfer lebendig ins Grab geworfen

Vermutlich 34 jüdische Gefangene in Massengrab aus der NS-Zeit

Beamte des Landeskriminalamtes untersuchen das auf dem Stuttgarter Flughafen entdeckte Massengrab.

Stuttgart (Reuters). Bei dem auf dem Stuttgarter Flughafen entdeckten Massengrab mit menschlichen Überresten von Opfern des Nazi-Regimes - diese Zeitung berichtete gestern - handelt es sich vermutlich um jüdische Gefangene des Arbeitslagers Echterdingen, die zwischen November 1944 und Februar 1945 verhungert sind. Das sagte eine Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft.
Nach bisherigen Erkenntnissen liegen in dem Grab mindestens 34 Tote. »Wir sind damit beschäftigt, die Leichen zu bergen und zu sehen, um genau wie viele Menschen es sich handelt«, sagte sie. Dabei schließen die Ermittlungsbehörden nicht aus, dass die Zahl der gefundenen Opfer noch steigen wird. In dem Arbeitslager am damaligen Fliegerhorst Stuttgart seien von November 1944 an mehrere hundert Zwangsarbeiter gefangen gehalten worden. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungsgruppe Nationalsozialistische Gewaltverbrechen des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg mit den Ermittlungen beauftragt. Ende der Woche werde die Bergung der Skelettteile vermutlich abgeschlossen, ihre genaue Untersuchung und Identifizierung könne sich jedoch über Wochen hinziehen. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass zwei bis drei Opfer noch lebten, als sie in das Massengrab geworfen wurden. Die Ermittlungsgruppe sucht Zeitzeugen, um nähere Erkenntnisse zu erhalten. Zudem würden zur Identifizierung der Toten Häftlingslisten herangezogen.

Artikel vom 23.09.2005