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Hoffen auf ein Silber-Wunder

Formel 1: Kimi Räikkönen hat eigentlich keine WM-Chance mehr

Sao Paulo (dpa). Nur ein Wunder kann Kimi Räikkönen im WM-Rennen noch helfen. Selbst bei einem Sieg im Großen Preis von Brasilien muss der McLaren-Mercedes-Pilot auf Beistand von oben hoffen, um seine minimale Chance auf die Nachfolge von Michael Schumacher als Formel- 1-Weltmeister zu wahren.

Sollte Fernando Alonso seinen Renault am Sonntag (19 Uhr/RTL und Premiere) als Dritter über die Ziellinie steuern, ist der Traum des Finnen geplatzt. »Ich werde dennoch alles versuchen«, sagte er tapfer. Doch angesichts seines bei den drei noch ausstehenden Rennen in Brasilien, Japan und China kaum aufzuholenden Rückstands von 25 Punkten ist der 25-Jährige Realist genug, dass ein WM-Triumph in dieser Saison für ihn kaum noch möglich ist.
Für Räikkönen ist diese Saison trotz seiner bislang sechs Siege bitter: Ohne seine unglaubliche Pleiten-, Pech- und Pannen-Serie wäre er schon vor Sao Paulo Champion gewesen. So aber muss sich der 25-Jährige mindestens ein weiteres Jahr lang gedulden und als »heimlicher« oder »gefühlter« Weltmeister trösten lassen.
Im MP4-20 steht Räikkönen seit dem vierten Saisonlauf in Imola das schnellste Auto zur Verfügung. Zahlreiche technische Defekte haben diesen Vorteil jedoch zunichte gemacht. Letztendlich wird die mangelnde Zuverlässigkeit des Silberpfeils Räikkönen den Titel kosten. Lediglich beim Auftakt-Grand-Prix in Australien trug er selbst die Schuld: Wegen eines am Start abgewürgten Motors holte er als Achter nur einen Punkt.
Danach spielte die Technik Räikkönen sieben böse Streiche: Beim Grand Prix in Malaysia drehte er zwar die schnellste Rennrunde, rutschte wegen eines defekten Reifenventils aber auf Rang neun zurück. In Imola kostete eine kaputte Antriebswelle den führenden Finnen den scheinbar sicheren Sieg. Noch härter kam es auf dem Nürburgring, als er als Spitzenreiter in der letzten Runde wegen einer gebrochenen Radaufhängung in die Reifenstapel prallte.
Danach spielte drei Mal der Motor verrückt: In Frankreich musste wegen eines Axiallagerschadens das Triebwerk gewechselt werden, weshalb Räikkönen in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten strafversetzt wurde. Als 13. gestartet, wurde er am Ende sensationell Zweiter.
Eine Woche später in Silverstone führte ein Defekt an der Ölpumpe zu einem Motortausch mit entsprechender Zurückstufung. Diesmal kämpfte sich der McLaren-Mercedes-Pilot vom zwölften Startplatz auf Rang drei vor. In Monza war ein defektes Einlassventil schuld: Als Elfter losgefahren, holte er noch fünf Punkte. Davor hatte ihn beim Großen Preis von Deutschland sinkender Hydraulikdruck wegen eines losen Ventils um den Sieg gebracht.
Alles zusammen gerechnet, büßte der Pechvogel 37 Punkte ein. »Es hilft nichts, dem jetzt nachzutrauern«, sagte der »Iceman«, der so gern Weltmeister würde. Vielleicht geschieht am Sonntag im Autodromo Jose Carlos Pace ja doch ein Wunder.

Artikel vom 24.09.2005