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Von der Ideallösung und den Gegnern weit entfernt

Arminia Bielefeld auf der Suche nach der Form

Von Hans Peter Tipp
Dortmund (WB). Auch Thomas von Heesen verfolgt das, was Bundesligatrainer inzwischen als ihre »Philosophie« bezeichnen. Einen Masterplan, eine Idealvorstellung, eine übergeordnete Systematik, der das Geschehen auf dem Bundesligarasen folgen soll. Was in der Theorie gut funktioniert, geht in der Praxis häufig schief.

Beim 0:2 in Dortmund war Arminia Bielefeld von der »philosophischen« Grundausrichtung ihres Trainers mindestens so weit entfernt wie am Ende vom Sieg. »Wie wir in der ersten Halbzeit aufgetreten sind, ist nicht die Art und Weise, die mir vorschwebt. Damit kann ich mich nicht identifizieren«, sagte von Heesen. In der Tat spielte seine Elf 45 Minuten lang »Verstecken«.
»Wir dürfen nicht immer nur reagieren. Wir müssen auch mal draufgehen und Leben in die Bude bringen«, kritisierte der Trainer und erwartet am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr) ein aktiveres »Benehmen«. Die freie Personalauswahl hat der Bielefelder Trainer aber auch dann nicht. Er mag es zwar gar nicht mehr betonen, aber mit Gabriel, Kauf und Vata fehlt der Arminia das dreifache Kämpferherz: »Das sind drei Leadertypen, die wir nicht ersetzen können.«
So bleibt des Trainers Ideallösung (»Zuma rechts, Kobylik links, Boakye vorn und Vata dahinter«) bis auf weiteres eine Wunschvorstellung. »So lange müssen wir improvisieren«, weiß von Heesen, der gegen Gladbach mit der Hereinnahme von Boakye und Kobylik Wunsch und Wirklichkeit etwas mehr in Einklang bringen könnte.
Kobylik drängt sich förmlich auf. Von Heesen: »Er lässt sich nichts gefallen, und solche Typen ybrauchen wir.« Auch Radim Kucera könnte im Mittelfeld eine gesunde Prise Profihärte einbringen. Der DSC-Coach: »Wir brauchen jemanden, der vor der Viererkette abräumt und auch mal ein bisschen sauisch spielt.«
Der Trainer will in den nächsten Tagen aber nicht mit starken Worte motivieren, sondern gezielt die Ansprache suchen. »Ich werde bei der Kritik nicht überpowern, um die Spieler nicht zu verunsichern. Ich muss jetzt nicht dazwischenhauen, sondern den Jungs Lösungen anbieten.« Im Gegensatz zu der Arminia-Mannschaft, die er 1999 in die erste Liga führte, sei jetzt ein behutsamerer Umgang angesagt. »Damals musste ich autoritärer auftreten. Die Spieler heute sind viel lieber.« Manchmal sogar, wie in Dortmund, wahrscheinlich eine Spur zu lieb.

Artikel vom 22.09.2005