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Weltmeister Wladimir Kramnik startete mühevoll beim »Sparkassen Chess Meeting« in Dortmund, den früheren »Dortmunder Schachtagen«. Der bulgarische GM Wesselin Topalov reizte ihn in der dritten Runde jedoch mit einer Variante, die den Russen zu seinem Glück gleichsam zwang.


Katalanisch

Weiß: Kramnik
Schwarz: Topalov

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.g3 Lb4 5.Ld2 Le7 6.Lg2 0-0 7.0-0 c6 8.Lf4 b6 9.Sc3 La6 10.cd5 cd5 11.Tc1 Sc6?! Erstaunlich. Vor einigen Monaten verlor Topalov in Sofia mit derselben Variante gegen Ponomarjow. Hat er heute eine Verbesserung in petto? Gut ist 11...Lb7 12.Se5 Sbd7 (12...Sc6? 13.Sd5). 12.Sd5 Alles andere als das Damenopfer taugt nun nichts, etwa 12...Sd5 13.Tc6 Sf4 14.gf4 Dd5 15.Se5 Da2 16.Da1 Da1 17.Ta1 Le2 18.Tc2 Lb5 19.La8 Ta8 20.Tc7, und die Mehrqualität setzt sich durch. 12...Dd5 13.Se5 Sd4 14.Ld5 Sicher nicht 14.Te1 Se4. 14...Se2 15.De2 Quasi erzwungen, denn nach 15.Kh1 Sd5 kämpft Weiß ums Remis: 16.Tc2 Sef4 17.gf4 Lf1. 15...Le2 16.La8 Ta8 Topalov wählt wie in Sofia die (zu!?) ehrgeizige Variante. Wer auf Nummer Sicher gehen will, spielt 16...Lf1 17.Tc7 (bzw. 17.Lf3 Lb5 18.Tc7 Lc5 19.Ta7 Sd5) 17...Ld6 18.Ta7 Lb8 19.Tf7 Tf7 20.Sf7 Lf4 21.Kf1 Kf7 22.gf4. 17.Tfe1 Lb5 18.Tc2 Sd5 19.Tec1 Droht unmissverständlich 20.Tc8. 19...La6 Aha, Topalovs Verbesserungsversuch gegenüber seiner Pleite gegen Ponomarjow (19...Lc5 20.Ld2 f6 21.b4). Doch das kann nicht reichen. 20.Ld2 f6 21.Sc4 Td8 Schwarz muss auf seinem Weg zur Punkteteilung möglichst jeden Abtausch vermeiden. Kramnik baut also systematisch so lange Material ab, bis sich seine Mehrqualität durchsetzt. Zunächst entfernt er einen Bewacher von c7, dann den anderen. 22.a3 Kf7 23.Se3 h5 24.Sd5 Td5 25.Lb4 Ld8 26.Tc6 Le2 Nach 26...Lb7 27.Tc7 gäbe Topalov sofort auf. 27.Td6 Td6 28.Ld6 Ke8 29.Lb8 a5 Oder 29...a6 30.Lc7 Lf3 31.Kf1, und der weiße König kommt näher. Schwarz kämpft einen aussichtslosen Kampf. 30.Lc7 Lf3 31.Tc3 Ld5 32.f4 Kd7 33.Ld8 Kd8 34.Kf2 Kd7 35.Ke3 e5 36.fe5 fe5 37.Tc1 a4 38.Tf1 Ke6 39.Tf8 b5 40.Tg8 Kf6 41.Tb8, und weil 41...Lc4 42.Ke4 nach sich zöge, gab Topalov auf.




Henri Rinck, DSZ 1903Weiß gewinnt



Lösung der Schachaufgabe von M. Nedaschwoski:

Dreifacher Mattwechsel: wer die Satzmatts 1...Sd4/Ld4/Dd4 2.Sf2/Db1/Dg6 erkennt, findet 1.Tc4! mit der dreifachen Drohung 2.Sf2/Db1/Dg6 matt. Die Selbstfesselungen 1...Sd4/Ld4/Dd4 führen zu 2.Lc2/Te5/Sd6 matt.

Die »Meisterpartie« wird geschrieben vom Internationalen Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 08.10.2005