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Lebens- statt autogerechte Stadt

Autobahnähnliche Straßenprojekte aus Flächennutzungsplan verbannt


Bielefeld (bp). Was sich kompliziert und bürokratisch anhört, nämlich die »140. Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt Bielefeld«, bedeutet im Grunde vor allem eines: den endgültigen Abschied vom Leitbild der 1970er Jahre, der »Autogerechten Stadt«. Der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss stimmte der 140. Änderung zu, die die Stadtbezirke Mitte, Schildesche, Dornberg, Jöllenbeck und Heepen umfasst. »Gerade für den Norden wurden nach der Gebietsreform 1973 gewaltige Straßenbauprojekte geplant,« weiß Bodo Temmen, Abteilungsleiter gesamträumliche Planung und Stadtentwicklung im Bauamt. Dazu gehörten die so genannte »Grünzugtangente«, die die Apfelstraße fortsetzen sollte bis zur Universität oder die »Nordumgehung Jöllenbeck«, die Anschluss an den ehemals geplanten Regionalflughafen »Nagelsholz« schaffen sollte. Temmen: »Für Straßenbauprojekte wurden sogar bestehende Wohnviertel rigoros überplant.«
Ziel der Städteplanung heute: eine »lebensgerechte Stadt« zu schaffen. Mit der 140. Änderung des Flächennutzungsplanes soll das gesamte Straßennetz im nördlichen Stadtgebiet neu geordnet werden. Dazu gehören auch Flächen für Wohnbebauung oder Gewerbebetriebe. Temmen verweist darauf, dass die Planungen in den 1970er Jahren nicht zuletzt auch Ausdruck der damals herrschenden Einschätzung »nahezu unbegrenzter finanzieller Möglichkeiten« gewesen seien: »Das ist heute kaum noch vorstellbar.«
Bereits in den Jahren 1997, 1998 und 2001 wurden erste Beschlüsse zur Aufhebung von Straßenprojekten gefasst. Die 140. Änderung orientiert sich auch am Gebietsentwicklungsplan (GEP) für den Regierungsbezirk Detmold, Teilabschnitt Bielefeld, der im September 2004 rechtswirksam geworden ist. Der GEP stellt die regionalen Ziele der Raumordnung und der Landesplanung dar.
Die 140. Flächennutzungspla-Änderung selbst ist noch nicht rechtskräftig, wird zunächst einmal öffentlich ausgelegt.

Artikel vom 23.09.2005