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Hilfe für 1000 Langzeitarbeitslose

Das neue REGE-Projekt »Atypico« bietet Mini-Jobs und Midi-Jobs an

Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Der Arbeitsmarkt sieht für Menschen, die schon länger ohne festes Beschäftigungsverhältnis sind, düster aus. Ein-Euro-Jobs bieten nur für einige Monate eine Perspektive - und dann?

»Atypico« heißt ein neues Projekt der Regionalen Personalentwicklungsgesellschaft mbH (REGE), das mindestens 1000 Langzeitarbeitslose in der Region erreichen will. Ziel ist, sie wieder an Arbeitsstrukturen zu gewöhnen und ihnen den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Der Name »Atypico« deutet schon an, dass es darum geht, Menschen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen - in Mini-Jobs bis 400 Euro, Midi-Jobs bis 800 Euro, in befristeten oder Zeitarbeitsverhältnissen - zu begleiten. Gefördert wird das Projekt mit 4,6 Millionen Euro, die Hälfte davon kommt von der EU.
In zehn Teilprojekten - in Bielefeld, Gütersloh, Lippe, Höxter und Paderborn - sollen dazu Modelle entwickelt und auf ihre Tragfähigkeit getestet werden. Die Bandbreite der »Kunden« ist groß: In einem Projekt sollen Menschen mit geringer Vorbildung qualifiziert werden, sich als »Betreuungsassistent« eine berufliche Perspektive im Altenpflegebereich aufzubauen, in einem anderen ist das Ziel, höher Qualifizierten den Schritt in die Selbstständigkeit zu ermöglichen, in einem dritten soll im Bereich Handel fortgebildet werden; und in einem vierten soll Zeitarbeit als selbstverständliches Arbeitsfeld etabliert werden, sollen die Teilnehmer lernen, sich in einen Betrieb einzufügen und mit wechselnden Jobs klarzukommen.
Dabei, betont Projektleiterin Anne Meuer-Willuweit, sollen aus einigen Projekten - wie dem in Gütersloh angesiedelten Betreuungsangebot für Senioren - durchaus auch Dienstleistungsangebote von Dauer hervorgehen.
»Wir müssen uns aber damit abfinden, dass der Arbeitsmarkt in Zukunft nicht viel größer und dass er anders aufgeteilt wird. Es wird mehr Teilzeit, mehr kleinere, mehr befristete Jobs geben. Und es wird mehr Bewegung geben«, meint Meuer-Willuweit. Flexiblere Strukturen, ergänzt sie, seien eine Chance für Geringverdienende.
20 bis 40 Prozent der ALG II-Bezieher, schätzt REGE-Geschäftsführer Rainer Radloff, seien auf Dauer nicht zu vermitteln. In einem Niedriglohnsektor bestehe für sie die Chance, Sozialtransfer dauerhaft mit Einkommen zu verknüpfen. Und in den Mini- und Midi-Jobs, so Radloff, werde unsere Gesellschaft »einiges an Dienstleistungen wieder aufleben lassen oder neu erfinden«.
»Atypico« läuft bis Ende 2007. Dann wird evaluiert, welche der zehn Projekte so erfolgreich waren, dass sie weitergeführt und übertragen werden sollten.

Artikel vom 24.09.2005