22.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lahmer Post droht Bußgeld

Sendungen kommen zu spät - Briefe landen auch im Papiercontainer

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Die Bundesnetzagentur hat der Deutschen Post AG ein Bußgeld angedroht, wenn sich die Briefzustellung weiter verschlechtert. Seit einiger Zeit steige die Zahl der Bürgereingaben im Hinblick auf Mängel bei der Zustellung, teilte Martin Cronenberg, Vizepräsident der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen, mit.

Auch beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin und dem Deutschen Verband für Post und Telekommunikation (DVPT) in Offenbach haben die Beschwerden über eine verspätete Zustellung von Briefen zugenommen. Die Industrie- und Handelskammern erhielten vermehrt Beschwerden insbesondere hinsichtlich der täglichen Zustellung und der Zustellpraxis, sagte DIHK-Sprecherin Ute Brüssel dieser Zeitung. Ferner würden Briefkästen vor der angegebenen Zeit geleert. Somit erreiche wichtige Geschäftspost nicht mehr wie geplant den Empfänger. Bemängelt werde auch, dass sich die Zustellung der Geschäftspost - sowohl über Postfach als auch direkt über die Anschrift - bis in den Nachmittag verschoben habe. Scheckeingänge könnten nicht mehr rechtzeitig zur Bank gegeben und Auftragseingänge nicht mehr am gleichen Tag abgewickelt werden. Warenauslieferungen würden sich somit verzögern, sagte Brüssel.
Seit Frühjahr 2004, nachdem die Post ihre Zustellbezirke um 10 bis 15 Prozent vergrößert habe, verstoße die Post gegen die Pflicht, Briefe am Werktag mindestens einmal zuzustellen, sagte Elmar Müller vom DVPT. Briefträger müssten bis zu 48 Stunden in der Woche arbeiten und würden sozusagen als stillen Protest, auch Briefe schon mal im Papiercontainer entsorgen.
Die Bundesnetzagentur teilte Müller mit, dass sie unter ausdrücklichem Hinweis auf die Möglichkeit, Universaldienstdefizite mit einem Bußgeld zu ahnden, von der Post bereits eine Aufrechterhaltung der ursprünglichen Zustellqualität gefordert habe. Für Fälle wie Krankheit oder Urlaub oder hohen Arbeitsanfall müssten zusätzliche Kräfte zur Verfügung stehen. Müller: »Bisher ist lediglich mit einem Bußgeld gedroht worden, obwohl die Post ihre Verpflichtungen nicht einhält und gegen die Postuniversialdienstleistungsverordnung verstößt.«
Die Deutsche Post AG befördert täglich 70 Millionen Sendungen. Im Briefbereich sind 81 00 Zusteller beschäftigt.

Artikel vom 22.09.2005