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Caesar: »Die Situation ist misslich«

Das soeben erst gewonnene Mandat ist am 2. Oktober wieder gefährdet

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Wahlrecht paradox: Cajus Caesar, in der Wahlnacht gerade noch vom 34. Platz der CDU-Landesliste in den Bundestag gerutscht, wird nach dem 2. Oktober sein Mandat wieder verlieren.
Cajus Caesar (CDU), Abgeordneter auf Abruf
»Die Situation ist misslich«, so bestätigt der Lipper die verzwickte Situation. Nur wenn weniger als 9410 Wähler bei der Nachwahl im Wahlkreis Dresden I der CDU die Zweitstimme geben, könnte er bleiben. Bei 219 000 Wahlberechtigten ist das kaum vorstellbar. Bei mindestens 9410, aber höchstens 41 226 Zweitstimmen rückt Annette Hübinger (CDU) von Platz drei der saarländischen Reserveliste nach. Kommt die Union über diese Stimmenzahl, was in den bürgerlichen Vierteln Dresdens nicht ausgeschlossen ist, geht das Mandat an eine andere Partei. Dann sollte aus Sicht der Union aber auch CDU-Direktkandidat Andreas Lämmel die meisten Erststimmen auf sich vereinen.
Wackelkandidat Cäsar bedauert und hofft zugleich: Vom Bundeswahlleiter hat er keine Bestätigung für die unabhängigen Denkmodelle von »wahlrecht.de« bekommen. Cäsar: »Die Berechnungen sind zwar nicht offiziell, aber auch keiner der Fachleute bestreitet sie.« Das private Internetforum »wahlrecht.de« hat auch noch weitere Konsequenzen errechnet. - Auch Petra Müller Listenplatz 14 der NRW-FDP muss zittern Sollten mehr als 3986 Wähler ihre Zweitstimme den Liberalen geben, geht der Sitz an Lutz Rüdiger Recknagel nach Thüringen (FDP, Listenplatz 2) - Priska Hinz, Listenplatz 5 der Grünen in Hessen, könnte ihren Sitz an Klaus Borger, Listenplatz 1 im Saarland verlieren, wenn die Grünen noch 27 813 Zweitstimmen erhalten. - Jörn Thießen Listenplatz 8 der SPD in Schleswig-Holstein würde seinen Sitz an die SPD Sachsen (Barbara Wittig, Listenplatz 5) verlieren, wenn diese mindestens 48 407 Zweitstimmen erhielte.
- Die für Berlin wichtigste Variante: Ein Wahlkreissieg für die CDU bedeutete ein weiteres CDU-Überhangmandat (mit Sitz für Andreas Lämmel), während ein Sieg der SPD oder Linkspartei keine Änderung bewirkte.
Wenn Cäsar wieder herausfällt, wäre er der erste Nachrücker auf Abruf für die dann nur noch 46-köpfige NRW-Landesgruppe. Der 2002 erstmals gewählte Abgeordnete, dem maximal drei Monate Übergangsgeld zustehen, lässt die Hoffnung nicht fallen: »Die Erfahrung hat gezeigt, dass im Laufe einer Legislaturperiode drei bis vier Nachrücker aus NRW zum Zuge kamen.«

Artikel vom 23.09.2005