23.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Traditionsunternehmen
feiert zwei Jubiläen

100 Jahre Firmengruppe Dr. Wolff: Mit Arzneimittel fing es an

LINOLA, ALPECIN und ALCINA sind Marken mit einem hohen Bekanntheitsgrad. In allen drei Fällen steckt die Bielefelder Unternehmensgruppe Dr. Wolff dahinter. Sie wird im September 2005 genau 100 Jahre alt. Aus kleinsten Anfängen entwickelte sie sich zu einem bedeutenden und bekannten Hersteller von Arzneimitteln und Kosmetika. Dr. August Wolff ist heute eines der größten mittelständischen Familienunternehmen im deutschen Pharmamarkt und zählt im Inland zu den 100 führenden Adressen dieser Branche. Ähnliches gilt dank der starken Markenpräsenz auch für den unter Dr. Kurt Wolff firmierenden Kosmetik-Bereich.

„Die Unternehmensgruppe Dr. Wolff hat es geschafft, einen eigenen, zum Teil sehr individuellen Weg zu gehen“, beurteilt Eduard R. Dörrenberg, geschäftsführender Gesellschafter, die bewegte Geschichte. „In den schwierigen Märkten, in denen sie tätig ist, konnte sie damit erfolgreich bestehen und starke Positionen erringen. Das soll auch in Zukunft so sein.“ Die Unternehmensgruppe Wolff erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr mit 570 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 105 Millionen Euro. Produktion und Verwaltung befinden sich seit 100 Jahren in Bielefeld. Daneben gibt es heute Tochtergesellschaften in der Schweiz, den Niederlanden und Italien sowie Vertriebsgesellschaften in Österreich, Tschechien, Skandinavien, Griechenland, Polen und Asien.

Eduard R. Dörrenberg ist Urenkel des Unternehmensgründers Dr. August Wolff. Der Chemiker und Apotheker schuf 1905 die „Sudbracker Nährmittelfabrik Vinces“, so der ursprüngliche Name. Das Angebot war zunächst sehr breit angelegt. Hustensaft, Lebertran und verschiedene Tees gehörten ebenso zum Sortiment wie Eau de Cologne, Zahnpulver und Eisenwein. Dank der Kreativität des Gründers kam es dann nach und nach zu einer Spezialisierung auf bestimmte Arzneimittel und Kosmetika. Die Geschichte des Unternehmens war fortan zugleich eine Geschichte von Entdeckungen. Erste große Erfolge erzielte Dr. August Wolff mit dem Aufbaupräparat HÄMATOPAN. Ende der 20er Jahre wurde das erste standardisierte Bienengiftpräparat unter der Bezeichnung APICOSAN eingeführt. 1930 entwickelte Dr. August Wolff mit dem führenden Dermatologen Prof. Dr. Carl Bruck das Kopfhautpflegmittel ALPECIN, eine aus sieben Wirkstoffen bestehende dermatologische Tinktur nach geheimer Rezeptur. ALPECIN und verschiedene Nachfolgeprodukte erlangten in den nachfolgenden Jahrzehnten eine herausragende Bedeutung für das Unternehmen.

Nach dem Tod von Dr. August Wolff im Jahre 1942 übernahm sein Sohn Dr. Kurt Wolff die Verantwortung. Er widmete sich vor allem der Herstellung von pflegenden Kosmetika auf wissenschaftlicher Grundlage. Außerdem brachte er die ersten LINOLA-Präparate zur Behandlung verschiedener Hautkrankheiten auf den Markt. Daraus entwickelte sich eine Kernkompetenz des Unternehmens, die auch heute noch eine zentrale Rolle spielt: die Galenik, das heißt die Verarbeitung von Wirkstoffen und deren Darreichung (z.B. in Form von Salben). 1946 fasste er die Kosmetik-Aktivitäten in der Tochterfirma Alcina (heute Dr. Kurt Wolff) zusammen. Kosmetik sollte kein Privileg für eine kleine Elite sein, sondern ein Thema für eine breite Bevölkerungsschicht. Dr. Kurt Wolff legte einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Weiterbildung der Partner - auch das ein Novum in der Branche. Es entstanden acht eigene Schulen in Deutschland. Sein Leben lang pflegte Dr. Kurt Wolff einen engen Kontakt zur Lehre und Forschung. „Wissenschaft bedeutet das Suchen nach Wahrheit“, sagte er einmal und stellte auch sein unternehmerisches Wirken unter dieses Motto. 1981 verlieh ihm die Deutsche Dermatologische Gesellschaft posthum die renommierte Unna-Medaille für seine Verdienste um die Dermatologie.
1978 starb Dr. Kurt Wolff. Daraufhin führte seine Frau Doris Wolff das Lebenswerk ihres Mannes fort. Dabei wurde sie von externen Managern und den Familienmitgliedern Dr. Jochen Harras-Wolff bei Alcina (Dr. Kurt Wolff) und dessen Bruder Michael Harras bei Dr. August Wolff unterstützt. Das externe Management bestand aus Hans-Günter Nolden-Temke (Dr. August Wolff) sowie Christa Großkopff, Günter Behrend, Horst Schirrmacher, Dieter Hemker und Konrad Dittert (alle Alcina/Dr. Kurt Wolff). Die Expansion setzte sich fort. Im pharmazeutischen Bereich lag das Hauptaugenmerk weiter auf der Dermatologie mit LINOLA als Kernmarke. Mit Erfolg betätigte sich Dr. Wolff seit Ende der 70er Jahre auch auf dem Generika-Markt. Auf diese Weise wuchs das Unternehmen zu Beispiel zu einem der führenden deutschen Antibiotika-Anbieter heran. Marken wie DOXY WOLFF und AMOXI WOLFF erlangten große Bedeutung. Zu einem weiteren Schwerpunkt wurde der gynäkologische Bereich, etwa mit CANIFUG gegen Pilzerkrankungen, dem Spezial-Antibiotikum ARILIN und TRADELIA zur Beseitigung von Östrogenmangelerscheinungen. Bei ALCINA (Dr. Kurt Wolff) wurde nach sorgfältiger Abwägung die dekorative Kosmetik eingeführt. Schließlich kamen auch die Haarfarben hinzu, wodurch ALCINA zum ersten und einzigen Vollanbieter in der Branche wurde.

1998 vollzog sich mit Eduard R. Dörrenberg der bislang letzte Generationswechsel. Seit Herbst 2004 führt er gemeinsam mit Carsten Heins die Geschicke der gesamten Unternehmensgruppe. Eduard R. Dörrenberg setzte einen Akzent seiner Arbeit zunächst auf die Modernisierung und Neupositionierung der Marken ALPECIN und ALCINA. Von Anfang an arbeitete er an der wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Marken. Das schlug sich unter anderem im Bereich der Herrenpflege nieder, etwa in Form des coffeinhaltigen ALPECIN AFTER SHAMPOO LIQUID, das nachweislich erblich bedingtem Haarausfall entgegenwirkt. Die Tradition der Vorgänger fortsetzend, kommt der Forschung bei Dr. Wolff auch heute eine zentrale Bedeutung zu. Sie erfolgt im Unternehmen selbst, aber auch in Kooperation mit unabhängigen Instituten. „Im Mittelpunkt aller Anstrengungen steht der wissenschaftlich belegbare Nutzen für Partner und Konsumenten“, nennt Eduard R. Dörrenberg einen zentralen Leitsatz, der auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten seine Gültigkeit behalten soll.

Artikel vom 23.09.2005