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Schleicher ganz
schnell zum Titel

Rad-WM: Boonen nicht zu stoppen

Madrid (dpa). Vor dem Fußball-Stadion von Real Madrid hat sich Tom Boonen bei der Straßenrad-Weltmeisterschaft etwas überraschend zum König der Sprinter küren lassen.
Am Samstag hatte Regina Schleicher aus Marktheidenfeld als Weltmeisterin die Nachfolge von Judith Arndt (Leipzig) angetreten und damit auch für ein deutsches Erfolgserlebnis gesorgt.
Wie an den Vortagen litt auch das WM-Finale gestern unter dem geringen Zuschauer-Zuspruch. Der 25-jährige Belgier Boonen war auf dem schnellen WM-Kurs durch die spanische Haupstadt im Sprint einer Spitzengruppe nicht zu bezwingen.
Der mit großen Ambitionen gestartete Vize-Weltmeister Erik Zabel (Unna) konnte sich nicht unter den ersten 23 Fahrern platzieren, die den Schlussspurt unter sich ausmachten. Auch für den Supersprinter Alessandro Petacchi (Italien), mit dem Zabel in der kommenden Saison im neuen Team Milram zusammenfährt, war der 273 Kilometer lange Kurs mit zwei Steigungen pro Runde zu schwer. Bester deutscher Profi war als Achter Andreas Klier (T-Mobile).
Regina Schleicher hatte mit dem Regenbogen-Trikot der Weltmeisterin eindrucksvoll untermauert, die schnellste Frau der Welt zu sein. Die 31-jährige Profi-Radfahrerin aus dem Team Nürnberger Versicherung trat die Nachfolge der Leipzigerin Judith Arndt an. Vorbildliches Teamwork ebnete ihr den Weg. Im Finale nach 126 Kilometern opferte sich sogar die Weltmeisterin von Verona für die neue Titelträgerin und spendete ihr Windschatten. Regina Schleicher dankte es Judith Arndt und holte am vorletzten WM-Tag die erste Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR).
Die Feier verlief feuchtfröhlich. Die neue Weltmeisterin, Bundestrainer Jochen Dornbusch und seine Assistentin Petra Roßner, flogen in voller Montur in den Swimmingpool. Doch die zurückhaltende Art der Kindergärtnerin ließ nur diskreten Jubel zu. »Ich brauche eine Weile, bis ich das begreife. Der Titel ist eine große Ehre«, sagte Regina Schleicher, die in der Toskana lebt.
Im Schlussspurt einer 28 Fahrerinnen starken Spitzengruppe hatte sich Trixi Worrack (Cottbus) vor die deutsche Meisterin gespannt. 100 Meter vor dem Ziel schoss Regina Schleicher in Richtung Ziellinie und ließ sich den Sieg vor der Britin Nicole Cooke und ihrer Nürnberger-Team-Kollegin Oenone Wood (Australien) nicht mehr nehmen. Die Durchschnitts-Geschwindigkeit der Siegerin, die fast in Petacchi-Manier gewonnen hatte, betrug stattliche 40,2 Kilometer pro Stunde.

Artikel vom 26.09.2005