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Haas sorgt für
den Siegpunkt

DTB-Team wieder erstklassig

Liberec (dpa). Das deutsche Daviscup-Team hat nach einem dramatischen Wochenende den Wiederaufstieg in die Weltgruppe geschafft. Marathon-Mann Thomas Haas sorgte gestern beim Relegationsspiel in Tschechien im entscheidenden Einzel für den schwer erarbeiteten 3:2-Sieg.


Nach zwei Jahren Zweitklassigkeit machte Haas gegen Tomas Zib mit 6:7 (3:7), 7:5, 6:2, 6:0 die umjubelte Rückkehr unter die 16 besten Nationen perfekt. Als Lohn winkt 2006 ein Heimspiel gegen Australien, Argentinien oder die USA. Die Auslosung findet am Donnerstag in Paris statt.
Nach der hauchdünnen Auftakt-Niederlage von Haas gegen Tomas Berdych, als drei Matchbälle nicht zum Sieg genügten, hatte es zunächst nicht so ausgesehen, als könne nach dem Abstieg 2003 gegen Weißrussland noch eine Wende gelingen. »Wir hätten hier schon am Samstag als Sieger sitzen können, wenn ich einen von den Matchbällen gemacht hätte«, sagte Haas, der am Samstag mit Alexander Waske auch im dritten Daviscup-Doppel in fünf Sätzen gewann und insgesamt 10:26 Stunden auf dem Sandplatz der Tipsport-Arena alles geben musste.
Nicolas Kiefer verpasste am Schlusstag mit der 2:1-Führung im Rücken in einem weiteren Tennis-Drama knapp die vorzeitige Entscheidung. Das 7:6 (7:5), 3:6, 6:2, 4:6, 5:7 gegen Berdych und damit der Ausgleich für die ersatzgeschwächten Gastgeber standen erst nach 4:29 Stunden Hochspannung fest. Kiefer genügten im vierten Durchgang drei Breakchancen nicht zum 4:2, im fünften Satz gab er sein Service beim Stand von 5:5 zu null ab.
»Das ist eine brutale Niederlage. Es ist ärgerlich, wenn nach viereinhalb Stunden zwei, drei Bälle entscheiden. Da fehlen einem manchmal die Worte«, sagte der unglückliche Verlierer, der ebenso wie Haas am Freitag immer dann an Talent Berdych verzweifelte, wenn der Erfolg greifbar war.
Doch Haas nutzte gegen Ersatzmann Zib anschließend die zweite deutsche Siegchance. Die Basis für den Erfolg gegen Tschechien, das erstmals aus der Weltgruppe absteigen muss, hatten Haas und Waske am Samstag im Doppel gelegt, das ebenfalls nichts für schwache Nerven war. Das deutsche Paar besiegte die Spezialisten Frantisek Cermak und Leos Friedl nach 3:38 Stunden 4:6, 7:5, 6:2, 2:6, 6:4. Anders als vor einem Jahr in der Slowakei münzte die DTB-Auswahl diesen Vorsprung diesmal in einen Sieg um.
Haas schluckte seine bittere Fünf-Satz-Pleite vom Freitag herunter und zeigte sich am schon Samstagmorgen vor dem ersten Frühstücksbissen bereit für seinen nächsten Einsatz. Direkt nach dem Doppel meldete er sich auch für das Match gegen Zib bereit, der vor 2500 begeistert mitgehenden Zuschauern in der erneut nur halb gefüllten Halle zunächst aber viel besser spielte als am Freitag bei der Vier-Satz-Niederlage gegen Kiefer. Möglicherweise hatte ihn Waskes zu loses Mundwerk angestachelt: Der Frankfurter hatte prophezeit, der in Abwesenheit von Radek Stepanek und Jiri Novak ins Team gerückte Zib werde in Liberec keinen Punkt.
»Haas müsste eigentlich müde sein«, meinte dagegen Berdych. Sein Landsmann Zib schickte den Deutschen anfangs oft von einer Ecke in die andere oder erlief viele Bälle, weil Haas auf dem roten Sand mit seinem Grundlinienspiel zunächst nicht den gewohnten Druck erzeugen konnte. Im zweiten Satz hieß es bereits 2:4, ehe Haas seinen Gegner im zweiten Vergleich zu mehr Fehlern zwingen konnte und einen drohenden 0:2-Satz-Rückstand abwendete.

Artikel vom 26.09.2005